Eine unscheinbare aber langlebige Muschelart, die Islandmuschel, konnte Wissenschaftlern Aufschluss geben über die Populationsentwicklung und die Bestände der Heringe während der letzten 450 Jahre. Möglich ist das durch chemische Untersuchungen der Muschelschalen, welche eine Art von Jahresringen bilden. Wie lassen sich aus der Beschaffenheit dieser Ringe Rückschlüsse auf das Klima oder gar die Veränderung von Fischpopulationen ziehen? Forschungsergebnisse dieser Art sind beispielhaft für die Komplexität unserer Ökosysteme. Sie zeigen, wie eng der Lebensraum Ozean und die Arten, die er beheimatet, und das Klima zusammenhängen.
Die Autorin Rachel Fritts hat 2019 einen fesselnden Artikel im Hakaimagazin veröffentlicht, in dem sie über die Heringsbestände der Nordsee in der Vergangenheit berichtet. Während die Geschichten von fischreichen Ozeanen, in denen die Fischer nur ihre Netze auswerfen mussten, um mehr Fisch zu fangen, als sie verkaufen konnten, heute leider nur noch Geschichten der Vergangenheit sind. Die von Juan Estrella-Martínez, einem Doktoranden der Paläo-Ozeanographie an der Bangor University in Wales, geleitete Forschungsarbeit fand Veränderungen in den Sauerstoff- und Kohlenstoff-Isotopenverhältnissen in den Muscheln, die sie in Schottland beprobt hatten, und im Wasser, das sich über die Jahre von 1551 bis 2005 veränderte. Diese Verschiebungen erlauben einen Einblick in die vergangene Meerwassertemperatur und andere Faktoren und ermöglichen sogar eine jährliche Darstellung des Klimas, mit Hinweisen auf Ereignisse wie die Nordatlantische Oszillation und die Atlantische Multidekadische Oszillation.
Den zugehörigen Artikel von Rachel Fritts vom 26.06.2019 findet ihr im Hakai Magazine.