Forschung
Was die Forschung untersucht und herausfindet, wird durch Wissenstransfer greifbar und verständlich.
Und ermöglicht so sinnvolles und effektives Handeln für die Meere .
Der 6. Runde Tisch Meeresmüll
Der Runde Tisch Meeresmüll (https://muell-im-meer.de/) bringt Vertreter von Umweltschutzorganisationen, Instituten, Industrie und Wirtschaft an einen Tisch und wird vom Niedesächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und dem Umweltbundesamt ausgerichtet.
Die zweitägige Konferenz fand dieses Jahr vom 29. bis 30. August in Hannover statt, wobei see- und landbasierte Einträge behandelt wurden. In diesem Rahmen wurden aktuelle Projekte, Maßnahmen und Vorschläge vorgestellt, diskutiert und bearbeitet. Dabei wurden beispielsweise der Legislativvorschlag der EU Kommision zur Kunststoffstrategie, der Verzicht von Dolly-Ropes oder die Vermeidung des Einsatzes von primären Mikroplastikpartikeln besprochen.
DEEPWAVE hat die Gelegenheit genutzt und zum Thema Substitution von Alltagsgegenständen die BLUE STRAW Kampagne vorgestellt, sowie sich einen Überblick über die politische Situation verschafft.
Neue Kooperation in Hamburg mit FCKSTRAWS
Für die Hamburger Clubszene machen die „clubkinder“ und die „greenmusic initiative“ den Anfang: Sie wollen das Hamburger Nachtleben nachhaltiger gestalten mit ihrer Initiative „FCKSTRAWS“ und fangen mit den Plastikstrohhalmen an. DEEPWAVE als Kooperationspartner sorgt für das nötige Wissen.
Hier findet ihr weitere Informationen über die Kampagne:
Deutsche wollen besseren Meeresschutz und keine Genpflanzen
Naturbewusstseinsstudie 2017 von BMU und BfN veröffentlicht
Umfrage belegt: Plastikmüll wird als Bedrohung gesehen, große Unterstützung für Meeresschutzgebiete
Eine große Mehrheit der Deutschen sieht die Vermüllung der Meere durch Plastik als Gefahr für den Naturschutz und unterstützt die Einrichtung von Meeresschutzgebieten. Die große Mehrheit der mehr als 2.000 Befragten der aktuellen Naturbewusstseinsstudie wünscht sich auch strengere Regeln und Gesetze, damit die Fischerei mehr für den Schutz der Meeresumwelt tut. Verbraucherinnen und Verbraucher wollen sich zudem darauf verlassen können, dass der Handel keine Produkte von bedrohten Fischarten anbietet. Ein Großteil der Bevölkerung spricht sich außerdem für eine Kennzeichnungspflicht von tierischen Produkten aus, die mit gentechnisch manipulierter Nahrung gefüttert wurden. Das sind einige Ergebnisse der alle zwei Jahre erscheinenden Naturbewusstseinsstudie, die Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, heute in Berlin vorgestellt haben.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Im Kampf gegen den Plastikmüll in unseren Meeren unterstützt uns fast die gesamte Bevölkerung. Die Vermüllung gefährdet Ökosysteme auf dem ganzen Planeten. Wir müssen daher weltweit überflüssiges Plastik vermeiden und den Rest im Kreislauf halten und recyceln. Eine große Mehrheit der Befragten unterstützt zudem Meeresschutzgebiete und strengere Regelungen für die Fischerei zum Schutz der Natur. Auch die Bedenken der Bürgerinnen und Bürger gegenüber der Gentechnik nehme ich sehr ernst. Wir brauchen endlich bundesweit einheitliche Regelungen, um den Anbau von Genpflanzen zu verbieten.“
BfN-Präsidentin Beate Jessel: „Die Bevölkerung in Deutschland gibt uns starke Signale, dass wir uns für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Meere einsetzen sollen: Neun von zehn Befragten befürworten die Einrichtung von Naturschutzgebieten in Nord- und Ostsee. Wir brauchen derart geschützte Gebiete, in denen Tiere und Pflanzen möglichst ungestört leben können. Die Menschen wissen auch um die Gefährdung dieser Lebensräume durch Abfälle und Schadstoffeinträge. Die Schädigung von Arten und Lebensräumen in den Meeren durch die Fischerei ist ebenfalls sehr stark in ihrem Bewusstsein verankert. Damit besteht in der Bevölkerung Deutschlands ein großer Rückhalt für stringentere Regelungen hin zu einer nachhaltigen Fischerei.“
Zum ersten Mal wurde in der Naturbewusstseinsstudie auch die Einstellung der Deutschen zum Meeresnaturschutz detailliert abgefragt. Die Auswertung zeigt, dass der Bevölkerung der Schutz und die nachhaltige Nutzung der Meere ein großes Anliegen ist. So befürwortet eine überwältigende Mehrheit von 94 Prozent der Befragten Naturschutzgebiete in Nord- und Ostsee, 53 Prozent halten solche Gebiete sogar für „sehr wichtig“. Zudem sprechen sich 83 Prozent der Befragten für strengere Regeln und Gesetze aus, damit die Fischerei mehr für den Naturschutz tut, selbst wenn dadurch die Fischpreise steigen. 92 Prozent der Befragten möchten sich darauf verlassen können, dass der Handel keine Fischprodukte von bedrohten Arten anbietet, 90 Prozent befürworten die Kennzeichnung von Fischprodukten aus naturschonender Fischerei. Unter den wahrgenommenen Gefährdungsursachen steht Plastikmüll an erster Stelle, 78 Prozent sehen darin ein „sehr großes Problem“. Erdölverschmutzung (71 Prozent) und radioaktive Abfälle (66 Prozent) folgen dicht darauf.
Gegenüber dem Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft vertritt eine große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland eine skeptische Position: So sprechen sich 79 Prozent der Befragten für ein Verbot von Gentechnik in der Landwirtschaft aus. 93 Prozent sind der Meinung, dass mögliche Auswirkungen auf die Natur immer untersucht werden sollten, wenn Pflanzen gezielt gentechnisch verändert werden. Ebenso sprechen sich 93 Prozent der Befragten dafür aus, Lebensmittel von Tieren, die mit gentechnisch veränderter Nahrung gefüttert werden, im Handel zu kennzeichnen.
Der aktuellen, mittlerweile fünften Naturbewusstseinsstudie liegt eine bundesweite Befragung zugrunde, die zum Jahresende 2017 durchgeführt wurde. Insgesamt 2.065 zufällig ausgewählte Personen aus der deutschsprachigen Wohnbevölkerung im Alter ab 18 Jahren nahmen an der Studie teil. Die Naturbewusstseinsstudie erfasst die gesellschaftlichen Einstellungen zur Natur und biologischen Vielfalt in Deutschland. Sie stellt aktuelle und empirisch abgesicherte Daten bereit, die für die Naturschutzpolitik, den öffentlichen Diskurs und die Bildungsarbeit wertvolle Grundlagen sind. Die Naturbewusstseinsstudien werden im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Bundesamtes für Naturschutz seit 2009 alle zwei Jahre veröffentlicht.
Die Naturbewusstseinsstudie 2017 sowie ein Informationspapier mit wesentlichen Aussagen der Studie stehen zum Download bereit.
Überfischung der Weltmeere nimmt weiter zu und beschleunigt sich laut Welternährungsorganisation
Pressemitteilung Fair Oceans
Rom, 11.07.2018
Überfischung der Weltmeere nimmt weiter zu und beschleunigt sich
– Nahezu ein Drittel der von der Welternährungsorganisation erfassten Fischbestände ist überfischt
Alle zwei Jahre anlässlich der Sitzung des Ausschusses für Fischerei veröffentlicht die Welternährungsorganisation der UN ihren Bericht über den Zustand der Weltfischbestände und der Aquakultur. SOFIA, so die Abkürzung von State of World Fisheries and Aquaculture, basiert auf den offiziellen Daten der Staaten, die zusammengetragen und detailliert ausgewertet werden. Die Ergebnisse und von SOFIA aufgezeigten Entwicklungstendenzen sind weltweit ein Gradmesser für die Probleme in der Fischereiwirtschaft. Fair Oceans nimmt zum mittlerweile vierten Mal an der Sitzung teil, die derzeit vom 09. bis 13. Juli in Rom stattfindet. Die zu Beginn der Ausschusssitzung vorgelegten Zahlen aus dem aktuellen SOFIA-Bericht von 2018 machen deutlich, dass die Überfischung der Ozeane und Meere weiterhin ungebremst zunimmt.
Von 1974 bis 2015 hat sich die Überfischung der Weltmeere von 10% auf nun 33,1% erhöht. Durchschnittlich gab es in diesem Zeitraum von Jahr zu Jahr einen Anstieg von gut einem halben Prozentpunkt. Der Vergleich mit den Zahlen aus den Jahren 2009, 2011 und 2013 zeigt nun eine überdurchschnittlich starke Zunahme der Überfischung, die sich mit dem neuen Bericht bestätigt. Von 1989 bis 2009 betrug der Anstieg über diese 20 Jahre insgesamt nur rund 4%. In jüngster Zeit hat sich die Geschwindigkeit mit der die Überfischung zunimmt jedoch dramatisch beschleunigt. Seit 2009 addiert sich diese Zunahme schon jetzt bis zur aktuell in Rom vorgestellten Bestandsaufnahme aus dem Jahr 2015 auf 3,2%. Allein von 2013 bis 2015 wuchs die Zahl der über ihre ökologischen Grenzen hinaus ausgebeuteten Bestände um 1,7%.
Der Bericht der Welternährungsorganisation zur Fischerei ist aber weit mehr als eine bloße Zahlensammlung. Er verdeutlicht die globale Bedeutung der Fischerei für die Ernährungssicherheit, ebenso wie die Notwendigkeit die Fischbestände nachhaltig zu managen.
In Rom bewertet Kai Kaschinski, Projektkoordinator von Fair Oceans, die aktuelle Entwicklung: „Der Meeresschutz hat in Öffentlichkeit und Politik an Gewicht gewonnen. Trotzdem verschlechtert sich der Zustand der Meere und speziell der Fischbestände unaufhörlich. Der aktuelle Bericht der Welternährungsorganisation zeigt die ganze Dramatik dieser Situation. Die Ausweitung der Überfischung wird mittelfristig katastrophale Folgen haben. Schreibt sich die Entwicklung fort, bricht rein rechnerisch spätestens Ende diesen Jahrhunderts der letzte Fischbestand zusammen. Die Fischereiwirtschaft wird entsprechend früher in der Bedeutungslosigkeit versinken.“
SOFIA stellt unter anderem auch die neuen Zahlen zum Pro-Kopf-Verbrauch von Fisch und Meeresfrüchten vor. 2017 waren es 20,5 kg, 0,4 kg mehr als 2014, die weltweit durchschnittlich pro Kopf verzehrt wurden. Rund 3,2 Mrd. Menschen deckten dabei ihren Bedarf an tierischem Eiweiß zu etwa 20% aus der Fischerei und Aquakultur. Während die Wildfänge seit Mitte der 90er Jahre stagnieren, sichert die Aquakultur mit ihren Produktionssteigerungen den kontinuierlichen Anstieg des Angebots. 80 Mio. t der Gesamtmenge an Fisch und Meeresfrüchten von 171 Mio. t kamen Ende 2016 aus der Aquakultur. Da ein erheblicher Teil des Wildfangs zu Fischmehl verarbeitet wird, stammt mittlerweile mehr als die Hälfte des Fisches und der Meeresfrüchte für den menschlichen Verzehr aus der Aquakultur.
Kai Kaschinski führt hierzu aus: „Die großen Umbrüche, die wir derzeit auf dem Meer erleben, treffen die Fischereiwirtschaft in doppelter Hinsicht. Zum einen verändert sie sich von innen heraus und wird mehr und mehr von der Aquakultur dominiert, mit all den negativen Aspekten der Massentierhaltung. Auf der anderen Seite ist der Zusammenbruch der natürlichen Bestände nicht nur dem Missmanagement in der Fischerei geschuldet. Meeresverschmutzung, Offshore-Projekte, Schifffahrt, Tourismus und nicht zuletzt der Klimawandel bedrohen die Fischbestände in vielerlei Hinsicht. Die Industrialisierung der Meere mit ihren negativen Begleiterscheinungen geschieht auf Kosten der Fischerei.“
Allein in ihrer neuesten Studie zum Klimawandel, die am zweiten Tag der Sitzung des Ausschusses für Fischerei vorgestellt wurde, geht die Welternährungsorganisation durch die Erwärmung der Ozeane von zusätzlichen Verlusten beim Fischfang von bis zu 12,1% aus.
Francisco Mari, Referent von Brot für die Welt, begleitet ebenfalls die Ausschusssitzung und stellt fest: „Mit der zunehmenden Überfischung und dem Verlust der Fischbestände werden die Existenzgrundlagen der Kleinfischer gefährdet. Ihre zentrale Rolle für die Ernährungssicherheit im globalen Süden muss jedoch in jedem Fall gewahrt bleiben. Wir unterstützen deshalb die Umsetzung der Richtlinien zum Schutz der Kleinfischerei. Die Initiativen der Welternährungsorganisation in diesem Bereich müssen von der EU politisch und auch mit ausreichenden finanziellen Mitteln unterstützt werden. Das Gleiche gilt für den Klimaschutz und die illegale Fischerei. Auch hier müssen die EU und die Bundesregierung handeln und dabei vorrangig die Bedürfnisse der Kleinfischerei in ihre Überlegungen einbeziehen.“
Fair Oceans sieht in der Richtlinie zum Schutz der Kleinfischerei eine gute Grundlage um entwicklungspolitischen Problemen in der internationalen Fischereipolitik Geltung zu verschaffen und das Management der Küstenzonen sozial gerechter und zugleich ökologisch sinnvoll zu gestalten. Es sind die armen Küstengemeinschaften, die am stärksten von einer intakten Meereswelt abhängig sind und denen die Verschlechterung des Zustands der Ökosysteme am meisten zusetzt.
Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an
Kai Kaschinski
kai.kaschinski@fair-oceans.info
Den vollständigen Report findet ihr hier:
http://www.fao.org/3/I9540EN/i9540en.pdf
LNG: Gut für die Luft, schlecht fürs Klima?
Neue Ergebnisse einer Studie der britischen Beratungsfirma University Maritime Advisory Services (UMAS) zeigen, dass sich der CO2-Austoß der Schiffe, die Liquefied Natural Gas (LNG) verwenden, kaum verringert und sich der Methanausstoß sogar erhöht. Trotz der klaren Klimaschutzziele, zu denen sich die internationale Schifffahrtsbranche erst kürzlich verpflichtet hat, wird im Hamburger Hafen weiterhin am Aufbau einer LNG-Infrastruktur gearbeitet. Die Hamburger Port Authority begründet dies unter anderem damit, dass LNG, im Gegensatz zu herkömmlichen Kraftstoffen, nicht zur Luftverschmutzung beiträgt. Da die Technologie für bessere, synthetische Treibstoffe noch fehle, sei LNG aktuell eine gute Übergangslösung.
Den zugehörigen Artikel „LNG: Gut für die Luft, schlecht fürs Klima?“ von Mark Spörrle vom 28.06.2018 findet ihr bei der Elbvertiefung.
Die vollständige Studie der University Maritime Advisory Services (UMAS) findet ihr hier.
Ob Ammoniak als klimafreundlicher Schiffstreibstoff Potenzial hat, könnt ihr in unserem Klimablog nachlesen.
Meeresumweltsymposium 2018 zeigt positive Entwicklungen auf
Hamburg 22.06.2018
Die Entwicklungen zum Schutz der Meeresumwelt haben in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gezeigt.
Umweltbelastende Chemikalien haben auf Grund der gesetzlichen Regulierung in Nord- und Ostsee deutlich abgenommen. Einige Substanzen im Bereich der Flammschutzmittel nehmen bereits im Vorfeld des ab 2020 geltenden Verbotes ab. Die präsentierten Untersuchungen zum Verhalten von Seevögeln in der Nähe von Offshore-Windparks fließen in die Konsultationen zum Vorentwurf des Flächenentwicklungsplans für Nord- und Ostsee ein.
Das sind einige Ergebnisse aus dem 28. Meeresumwelt-Symposium in Hamburg. Schwerpunkte waren dieses Jahr Vorhaben zur Erreichung des Nachhaltigkeitsziels 14 „Schutz und Nachhaltige Nutzung der Meere und ihrer Ressourcen“ der Agenda 2030 der Vereinten Nationen sowie Fragen im Bereich „Schifffahrt und Umwelt“, „Meeresmüll“, „Offshore-Windenergie und Seevögel“ und „Nachhaltige Aquakultur“.
In ihrer Rede zur Eröffnung zeigte die Präsidentin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie und maritime Botschafterin der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO, Monika Breuch-Moritz, auf, dass die internationalen Übereinkommen zum Schutz der Umwelt wirken. „Diese positiven Ergebnisse motivieren die Nutzer der Meere, sich weiter dem Umweltschutz zu verschreiben“, betonte sie vor rund 400 Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung, Umweltschutzverbänden, Politik und Medien. „Gerade beim Kampf gegen Müll im Meer ist es erforderlich, weltweit bei den Hauptbelastungspfaden von Land aus anzusetzen, um möglichst effektiv die Meeresumwelt zu schützen. “ Dies komme auch der dortigen Bevölkerung zugute, erläuterte sie.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Florian Pronold, bezeichnete Meeresschutz als das Bohren dicker Bretter auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Er warnte davor, die gleichen Anforderungen, die in den hochentwickelten Industrienationen umgesetzt werden können, an den Meeresumweltschutz in Entwicklungsländern zu stellen.
Der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder betonte die Verantwortung der Nutzer der Meere, so auch der Schifffahrt für deren Schutz. Die Ablösung des Schweröls durch alternative Kraftstoffe, zum Beispiel verflüssigtes Erdgas LNG, sei ein wichtiger Schritt zu einem klimaneutralen Seetransport. Er forderte hierzu eine Innovationsoffensive in Forschung und Entwicklung.
Erste Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen des Verhaltens von Seetaucher, Trottellumme und Dreizehenmöwe im Bereich von Offshore-Windparks waren ein weiterer Bestandteil der Diskussion auf dem 28. Meeresumweltsymposium. Die Untersuchungen hatte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz in Auftrag gegeben, um die neuesten Erkenntnisse aus dem Betriebsmonitoring der Windparks auswerten zu lassen. Die Erkenntnisse werden in den Entwurf des Flächenentwicklungsplans von Nord- und Ostsee einfließen.
Das Meeresumwelt-Symposium ist die wichtigste interdisziplinäre Plattform zum Schutz der marinen Umwelt in Deutschland. Jährlich diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Umweltverbänden die drängenden Fragen und aktuellen Erkenntnisse zum Schutz der Meere.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) ist die zentrale maritime Behörde in Deutschland. Rund 850 Menschen in rund 100 Berufen befassen sich mit Aufgaben in der Seeschifffahrt, der Ozeanographie, der nautischen Hydrographie, der Offshore-Windenergie und der Verwaltung. Fünf eigene Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffen operieren in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone von Nord- und Ostsee. Das BSH arbeitet international in mehr als 12 Organisationen und etwa 200 dort angesiedelten Gremien unter anderem bei der Entwicklung internationaler Übereinkommen mit. Das BSH ist eine Bundesoberbehörde und Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur mit Dienstsitzen in Hamburg und Rostock.
Antarktisches Eis schwindet weiter
Das antarktische Eis scheint schneller zu schwinden als bisher angenommen. Forscher der Ice Sheet Mass Balance Inter-comparison Excercise (IMBIE) haben nun mithilfe von Satellitenbildern herausgefunden, dass die Antarktis in den letzten 25 Jahren im Durchschnitt 3.800 Tonnen Eismasse pro Sekunde verloren hat. Vor allem in der Westantarktis schwindet das Eis rasant. Allerdings kann nicht eindeutig gesagt werden, welche Entwicklung der Antarktische Eisschild nehmen wird. Denn dafür sind die Auswirkungen der Ozeanströme, der Lufttemperaturen und des Schneefalls auf die Antarktis noch unbekannt. Gleichzeitig ist die Entwicklung der Antarktis entscheidend für den Meeresspiegelanstieg. Würde das gefrorene Wasser vollständig abschmelzen, stiege der Meeresspiegel um 60 Meter.
Den Artikel Sie schmilzt von Alina Schadwinkel vom 13.06.2018 findet ihr bei Zeit Online.
UPDATE: Eine im Juni 2019 erschienene Studie bestätigt die Befürchtungen und beschreibt, dass zwei Gletscher der Westantarktis bereits jetzt instabil sind.
UPDATE: Die Antarktis spielt womöglich nicht nur eine große Rolle, um abzuschätzen, wie stark der Meeresspiegel ansteigen wird. Eine Studie belegt, dass der Zirkumpolarstrom künftig zunehmen und so den Klimawandel verstärken könnte.
BLUE STRAW Kampagne geht weiter!
Plastikmüll in den Meeren ist ja inzwischen in aller Munde – und das nicht nur im übertragenen Sinne: wer heute Fisch isst, verspeist dabei munter zerbröseltes Plastikspielzeug, alte Tupperdosen und vor allem eins: Strohhalme. Die heißen zwar so, sind aber genauso aus Plastik wie die Sixpackringe und Feuerzeuge der letzten Party. Milliarden Plastikstrohhalme, die ein Schlürfen lang benutzt werden – um dann 500 Jahre im Meer zu treiben. Wenn sie nicht vorher im Magen von Pottwalen landen, die daran elendig verenden, oder in den Nasen von majestätischen Meeresschildkröten, die daran ersticken. Dieses Video hat inzwischen fast jeder gesehen. Und dennoch: „Sie sind so schön BUNT! Sie sind so schön BILLIG! Gibt es nichts Wichtigeres?“
So war die Stimmung, als wir 2014 anfingen, unsere Strohhalm-Kampagne zu entwickeln. Plastikstrohhalme? Ein Problem? Für die Meere?
Wir haben mit unserer BLUE STRAW Kampagne darauf aufmerksam gemacht und gezeigt, dass es Alternativen gibt. Und haben mit dieser Kampagne so viele Menschen überzeugt, dass wir durch ihr Voting die Google Impact Challenge 2016 gewonnen haben.
Seitdem hat sich in rasantem Tempo so viel getan!
Die Meere sind in den Fokus gerückt wie nie zuvor. Heute ist fast allen bewusst, dass sie für unser Überleben auf diesem Planeten essentiell sind. Er heißt nicht umsonst der BLAUE Planet.
Und heute kennen wir die Zahlen: Plastikstrohhalme sind nicht pille palle. Sie landen über die Flüsse und Strände – wie wir bei unseren Müllsammelaktionen am Elbstrand immer wieder sehen – in den Meeren. Und bilden einen Hauptteil der Plastikmüllsuppe, an der unsere Meere langsam aber sicher ersticken, wenn wir nichts dagegen tun.
Weltweit werden derzeit Verbote von Einwegplastikartikeln entwickelt und durchgesetzt. (By The Way: Deutschland ist darin mal wieder am lahmsten…) Nur was nützen Verbote, wenn es keine greifbaren Alternativen gibt?
Daher war die Ursprungsidee der BLUE STRAW Kampagne zu zeigen, dass es Alternativen gibt und – anhand einer App – vor allem WO es sie gibt.
Natürlich ging es uns erst einmal um STROH, aus dem die Strohhalme waren, als sie erfunden wurden. Gutes, geeignetes, biologisch angebautes Roggenstroh war 2014 noch Luxus und Nischenware. Heute kommen die wenigen Pioniere im Anbau der plötzlich gestiegenen Nachfrage kaum nach.
Stroh ist gut, wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt, die Strohhalme als Wegwerfding zu benutzen. In Bars, Clubs, Cafés, Mensen und Kantinen, Coffee Shops, Eisdielen, Strandbars, Restaurants, Hotels und Ressorts, zu Hause und in der Tasche für Unterwegs gibt es inzwischen viel mehr gute, coole, hippe Alternativen. Allen voran unzerbrechliches Glas.
Und es gibt viele Initiativen, die sich mit viel Elan dafür einsetzen, dass irgendwann in ganz naher Zukunft der allerallerletzte Plastikstrohhalm benutzt wird.
DEEPWAVE hat mit der BLUE STRAW Kampagne den Anfang gemacht, den wir jetzt gemeinsam mit anderen Initiativen weiterentwickeln werden.
Alle die DEEPWAVE kennen, wissen, dass Onno die Kampagne entworfen und vorangetrieben hat, und dass er, wenn er an diesem Montag im Oktober 2016 wiedergekommen wäre, an ihr weitergearbeitet hätte.
Das tun wir jetzt für ihn. Und für die Meere.
Euer DEEPWAVE Team
Zero-Waste: Vancouver verbietet Einwegplastik
Vancouver ist die erste Stadt in Kanada, die ab Juni 2019 Plastikhalme, Styroporbecher und To-Go Behälter verbietet. Das ist ein großer Schritt für die Stadt in Richtung ihrer „Zero-Waste“ Strategie, die sie bis 2040 erreichen möchte. Und das Problem ist sehr groß: Jede Woche landen allein 4,6 Millionen Plastikbecher und -tüten im Müll, wovon Einwegverpackungen etwa 50 Prozent des gesamten Mülls ausmachen. Die finanzielle Folge ist, dass der Staat jedes Jahr etwa 2,5 Millionen Dollar Steuergelder dafür ausgibt, die Umwelt sauber zu halten.
Im Rahmen der Zero-Waste Strategie hat sich Vancouver nicht nur der Vermeidung von Plastikmüll sondern von Müll im allgemeinen verschrieben. Bis 2040 sollen die Menschen keine Lebensmittel mehr wegwerfen und unbrauchbare Lebensmittel sollen kompostiert oder zu Öl verarbeitet werden. Die Stadt will zudem die Langlebigkeit von Produkten durch Reparaturen fördern und dazu anregen, Güter möglichst mit anderen Haushalten zu teilen. Durch diese Maßnahmen soll der Konsum eingeschränkt werden. Nun ist zu hoffen, dass die Zero-Waste Strategie bald Nachahmer findet und Vancouver bis 2040 seine Ziele erreicht.
Den Artikel Vancouver will be the 1st Canadian city to ban plastic straws, foam cups and foam containers von Josh Duncan vom 17.05.2018 findet ihr bei Kelowna Now.
Den vollständigen Bericht zur „Complete Zero Waste 2040“ Strategie findet ihr in diesem PDF.
Auch DEEPWAVE setzt sich mit der BLUE STRAW Kampagne und dem NoStraw-Shop für ein Ende der Wegwerfprodukte ein.
Gigantisches submarines Kaltwasserkorallen-Gebirge
Pressemitteilung, 04.03.2018, MARUM
Internationales Forscherteam untersucht Korallenriffe vor Mauretanien
Auf einer Länge von etwa 400 Kilometern erstreckt sich am Meeresboden vor der Küste Mauretaniens die weltweit größte zusammenhängende Kaltwasserkorallenstruktur. Dr. Claudia Wienberg vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen und ihre Kolleginnen und Kollegen haben untersucht, wie sich die Kaltwasserkorallen vor Mauretanien in den vergangenen 120.000 Jahren entwickelten. Ihre Ergebnisse haben sie in der Zeitschrift Quaternary Science Reviews veröffentlicht.
Anders als tropische Korallen, die in flachen, lichtdurchfluteten Gewässern leben, findet man Kaltwasserkorallen in Wassertiefen von mehreren hundert bis tausend Metern. Mehr als die Hälfte der bekannten, heute lebenden Korallenarten existieren in völliger Dunkelheit in der Tiefsee. Auch sie sind geschäftige Ingenieure, die beeindruckende Korallenriffe aufbauen. Maßgeblich an der Riffbildung beteiligt ist die Kaltwasserkorallenart Lophelia pertusa. Sie gehört zu den Steinkorallen und bildet stark verzweigte, buschartige Kolonien. Wo viele solcher Kolonien nebeneinander existieren, bilden sich riffartige Strukturen, die neuen Lebensraum bieten für verschiedene andere Tierarten wie Weichkorallen, Fische, Krebse und Schwämme. Eine Kaltwasserkoralle sitzt ihr Leben lang fest verbunden auf dem Substrat, auf dem die Larve einst siedelte. Kaltwasserkorallen wachsen bevorzugt auf ihresgleichen und lassen so über Zeiträume von Jahrtausenden bis Jahrmillionen riesige Strukturen am Meeresboden entstehen.
Alpen vor Mauretanien
Die weltweit größte zusammenhängende Kaltwasserkorallenstruktur mit einer Länge von etwa 400 Kilometern existiert entlang der Mauretanischen Küste. Hier erreichen die Korallenhügel Höhen von 100 Metern. „Die Größe der Hügel und die Länge dieser Strukturen ist wirklich speziell. Im Grunde genommen könnte man hier tatsächlich von einem Kaltwasserkorallen-Gebirge unter Wasser sprechen“, sagt Dr. Claudia Wienberg vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen. „Vor Mauretanien sind die einzelnen Kaltwasserkorallen-Hügel vermutlich über die Zeit zusammengewachsen. So etwas gibt es nirgendwo sonst in den Weltmeeren.“ Wienberg war Teil eines internationalen Teams von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, das an Bord des Forschungsschiffs MARIA S. MERIAN dieses Gebiet intensiv beprobte, um mehr über die Entwicklung der Kaltwasserkorallen zu erfahren. In einer Studie, die im Wissenschaftsjournal Quaternary Science Reviews veröffentlicht wurde, stellen sie und ihre Kolleginnen und Kollegen nun die Ergebnisse vor.
Sauerstoffmangel versetzte Korallen in Ruhezustand
Prof. Dr. Norbert Frank und sein Team von der Universität Heidelberg analysierten Korallenfragmente von der Oberfläche und aus verschiedenen Tiefen des Meeresbodens und bestimmten deren Alter. Mit diesen und weiteren Untersuchungen konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nachzeichnen, wie sich die Kaltwasserkorallen vor Mauretanien in den vergangenen 120.000 Jahren entwickelten. So gab es in der Vergangenheit immer wieder Phasen, in denen die Wachstumsraten Spitzenwerte von 16 Metern pro 1000 Jahre erreichten. So schnell wächst nicht einmal das derzeit größte Kaltwasserkorallen-Riff vor Norwegen. Vor fast 11.000 Jahren stagnierte das Wachstum der Mauretanischen Korallenhügel. Zu dieser Zeit sind die Korallen wahrscheinlich gänzlich von den Hügeln verschwunden. Erst heute tauchen dort wieder vereinzelt lebende Kaltwasserkorallen auf. Das Wachstum der Korallen hängt von verschiedenen Umweltbedingungen ab, wie Wassertemperatur, Sauerstoffgehalt, dem Nahrungsangebot und den vorherrschenden Strömungen, die Nahrung zu den unbeweglichen Kaltwasserkorallen transportieren. Von allen Einflüssen machten die Forschenden den niedrigen Sauerstoffgehalt von etwa 1 Milliliter Sauerstoff pro Liter Wasser als kritischen Faktor aus. „Das ist extrem wenig. Ursprünglich wurde angenommen, dass bei 2,7 Milliliter pro Liter die unterste Grenze für Kaltwasserkorallen liegt, bei der sie zwar überleben, aber keine Riffe mehr bauen können“, so Wienberg. „Die vereinzelten Kaltwasserkorallen auf den Hügeln zeigen zwar, dass sie zumindest zeitweise sehr geringe Sauerstoffgehalte überleben können, aber gut geht es ihnen nicht.“
Die Ergebnisse zeigen, dass die Hochphasen der Kaltwasserkorallen, in denen die Hügel in die Höhe wuchsen, mit Zeiten zusammenfallen, in denen mit Sauerstoff angereicherte Wassermassen aus dem Norden in das Gebiet strömten. Waren die Kaltwasserkorallen in der Vergangenheit wie auch heute von sauerstoffarmen Wassermassen aus dem Süden umströmt, so wuchsen die Hügel nicht oder nur sehr langsam. Je nach vorherrschendem Klima verschob sich die Front zwischen diesen Wassermassen von Nord nach Süd und umgekehrt, und die Korallen wurden von sauerstoffreichem, dann wieder von sauerstoffarmem Wasser umströmt.
Wienbergs Theorie zufolge fanden die Kaltwasserkorallen bei extrem niedrigen Sauerstoffgehalten in kleineren Schluchten zwischen den großen Hügelstrukturen Zuflucht. In diesen Canyons finden sich heutzutage auch weit mehr Kaltwasserkorallen als auf den Hügeln. Die schwimmenden Korallenlarven sind über eine gewisse Strecke mobil, bevor sie sich endgültig niederlassen. So könnten Migrationsbewegungen von den Hügeln in die Canyons und – unter dem Einfluss der nördlichen Wassermassen – wieder zurück stattgefunden haben.
„Laut wissenschaftlicher Prognosen werden sich die Zonen mit geringem Sauerstoffgehalt in den Weltmeeren weiter ausdehnen“, so Wienberg. „Auch wenn Kaltwasserkorallen eine hohe Toleranz zeigen, so ist dies doch ein entscheidender Stressfaktor für diese Ökosysteme der Tiefsee. Hinzu kommen die durch den Klimawandel erhöhten Wassertemperaturen sowie die zunehmende Ozeanversauerung.“
Diese Pressemittelung findet ihr beim MARUM.
Weitere Informationen zu Korallenriffen und die Auswirkungen der Klimakrise auf das Great Barrier Reef, findet ihr in unserem Forschungs- und Klimablog.