Klima
Meeresschutz ist Klimaschutz.
Elegy for the Arctic
Repostet aus gegebenem Anlass: für alle Teilnehmer der UN-Klimakonferenz in Katowice 2018
Through his music, acclaimed Italian composer and pianist Ludovico Einaudi has added his voice to those of eight million people from across the world demanding protection for the Arctic. Einaudi performed one of his own compositions on a floating platform in the middle of the Ocean, against the backdrop of the Wahlenbergbreen glacier (in Svalbard, Norway).
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=2DLnhdnSUVs
Source: https://www.youtube.com/watch?time_continue=29&v=2DLnhdnSUVs
Europas größte Klimawoche feiert zehnten Geburtstag vom 23. bis 30. September in Hamburg
Foto: Hamburger Klimawoche
Und die BLUE STRAW Kampagne von DEEPWAVE ist auch mit dabei. Im Rahmen der 10. Klimawoche wird die Hamburger FCKSTRAWS Initiative der clubkinder und greenmusic initiative vorgestellt (http://fckplastic.org/#). DEEPWAVE ist als Meeresschutzorganisation Kooperationspartner für den Wissenstransfer.
10. Hamburger Klimawoche – Pressemitteilung der Veranstalter
Hamburg – Ein unabhängiges Netzwerk aus 200 Unternehmen, Organisationen und Verbänden engagiert sich vom 23. bis 30. September im Rahmen der bislang größten Klimawoche im Herzen Hamburgs für eine klimafreundliche und zukunftsfähige Stadt. Eröffnet wird sie am Montag, den 24. September, um 15 Uhr auf der Klimawochen- Bühne am Lattenplatz vorm Knust von Schirmherr Fürst Albert II von Monaco.
Neben dem traditionellen Bildungsprogramm für über 3.000 Kinder und Jugendliche werden ein Themenpark und ein umfangreiches Bühnenprogramm auf dem Lattenplatz sowie zahlreiche Vorträge und ein vielseitiges Kulturprogramm angeboten. Höhepunkt ist die Researchersʼ Night am Freitag, den 28. September. Sie findet zeitgleich in mehreren Städten Europas statt. Für Hamburg wird es eine Grußbotschaft aus dem All von Astronaut Alexander Gerst geben. Außerdem findet in der U-Bahn- Linie U3 der Research Ride statt, ein stündlicher Science Slam zu Klimathemen.
Die Klimawoche zeigt, was jeder selbst zu einer nachhaltigen Welt und zur Vermeidung der Fluchtursachen auf Basis der seit 2016 weltweit verbindlichen 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen beitragen kann. Deswegen stehen Themen wie Bildung, die Nutzung von erneuerbaren Energien, Maßnahmen zum Klimaschutz, die Bedeutung von Wasser und sanitären Einrichtungen bis hin zu Innovationen in Technik und Infrastruktur ganz oben auf der Agenda. Mehr als 200 Veranstaltungen sind über die gesamte Stadt verteilt und über eine App und im Internet abrufbar. Die zehnte Hamburger Klimawoche wird klimaneutral ausgerichtet durch die Unterstützung des Unternehmens South Pole, das im Namen der Klimawoche in Initiativen zum Schutz des Waldes in Zimbabwe und für saubere Energie in China investiert.
Initiative aus der Mitte der Gesellschaft
Die Hamburger Klimawoche zeigt mit Partnern aus der Wirtschaft konkrete Lösungsansätze, wie die weltweit gültigen Nachhaltigkeitsziele in der Metropole Hamburg zusammen mit Umweltverbänden, Bildungseinrichtungen, Kulturinstitutionen, Start-ups und Kirchen umgesetzt werden können. Dabei geht es nicht um Einschränkungen im Alltag: „Wir können eigentlich nur gewinnen – aber irgendwie führen wir immer die Verzichtsdebatte“, so der bekannte Hamburger Meteorologe und Klimaforscher Prof. Mojib Latif, der sich neben 30 weiteren Persönlichkeiten im Klimawochenbeirat engagiert (…)
Die gesamte Pressemitteilungen sowie weitere Informationen über die Klimawoche findet ihr hier: https://www.klimawoche.de/
Der Klimawandel bedroht alle – und die Politik sieht zu
Die Autorin Carolin Emcke erzählt von dem früheren allgegenwärtigen Gedankenspiel ihres Vaters, wie es wäre, auszuwandern. Die Idee von einem Ort, an dem man frei und ohne Sorgen leben kann. Damit bezog er sich auf Kriege, Konflikte und repressive Regime, die regional begrenzt waren.
Die Auswirkungen der Klimakrise machen aber auch vor Grenzen nicht halt. Die nördliche Hemisphäre litt in diesem Jahr unter der schlimmsten Trockenheit seit 2003, sichtbar durch die großflächigen Waldbrände, nicht nur in südlichen, warmen Regionen, sondern auch hier in Deutschland, in Brandenburg.
„[…] in diesem Sommer ist spürbar, was das Anthropozän heißt: Es gibt keine unberührte Natur mehr, es gibt keine Gegenden mehr, in denen die physikalischen Spuren des Menschen nicht lesbar wären, die immer schnellere Erderwärmung, die Übersäuerung der Ozeane, das Abschmelzen der arktischen Eisschilde, das massive Artensterben zeigen sich weltweit und lokal zugleich. Da hilft kein Eskapismus, denn es gibt kein territoriales Außen des Klimawandels.“
Die Klimakrise denkt nicht in politischen Amtszeiten und nach vier Jahren können wir nicht einfach eine andere Richtung wählen. Die Politik kann sich ihre Passivität schon lange nicht mehr leisten, die Dringlichkeit zum Handeln wird mit jedem Tag größer. An Wissen und Möglichkeiten fehlt es nicht. Es stellt sich nur die Frage, ob und wann das Bewusstsein für die ökologische Bedrohung auch in der Politik ankommt.
Den zugehörigen Artikel „Der Klimawandel bedroht alle – und die Politik sieht zu“ von Carolin Emcke vom 05.08.2018 findet ihr bei der Süddeutschen Zeitung.
LNG: Gut für die Luft, schlecht fürs Klima?
Neue Ergebnisse einer Studie der britischen Beratungsfirma University Maritime Advisory Services (UMAS) zeigen, dass sich der CO2-Austoß der Schiffe, die Liquefied Natural Gas (LNG) verwenden, kaum verringert und sich der Methanausstoß sogar erhöht. Trotz der klaren Klimaschutzziele, zu denen sich die internationale Schifffahrtsbranche erst kürzlich verpflichtet hat, wird im Hamburger Hafen weiterhin am Aufbau einer LNG-Infrastruktur gearbeitet. Die Hamburger Port Authority begründet dies unter anderem damit, dass LNG, im Gegensatz zu herkömmlichen Kraftstoffen, nicht zur Luftverschmutzung beiträgt. Da die Technologie für bessere, synthetische Treibstoffe noch fehle, sei LNG aktuell eine gute Übergangslösung.
Den zugehörigen Artikel „LNG: Gut für die Luft, schlecht fürs Klima?“ von Mark Spörrle vom 28.06.2018 findet ihr bei der Elbvertiefung.
Die vollständige Studie der University Maritime Advisory Services (UMAS) findet ihr hier.
Ob Ammoniak als klimafreundlicher Schiffstreibstoff Potenzial hat, könnt ihr in unserem Klimablog nachlesen.
Antarktisches Eis schwindet weiter
Das antarktische Eis scheint schneller zu schwinden als bisher angenommen. Forscher der Ice Sheet Mass Balance Inter-comparison Excercise (IMBIE) haben nun mithilfe von Satellitenbildern herausgefunden, dass die Antarktis in den letzten 25 Jahren im Durchschnitt 3.800 Tonnen Eismasse pro Sekunde verloren hat. Vor allem in der Westantarktis schwindet das Eis rasant. Allerdings kann nicht eindeutig gesagt werden, welche Entwicklung der Antarktische Eisschild nehmen wird. Denn dafür sind die Auswirkungen der Ozeanströme, der Lufttemperaturen und des Schneefalls auf die Antarktis noch unbekannt. Gleichzeitig ist die Entwicklung der Antarktis entscheidend für den Meeresspiegelanstieg. Würde das gefrorene Wasser vollständig abschmelzen, stiege der Meeresspiegel um 60 Meter.
Den Artikel Sie schmilzt von Alina Schadwinkel vom 13.06.2018 findet ihr bei Zeit Online.
UPDATE: Eine im Juni 2019 erschienene Studie bestätigt die Befürchtungen und beschreibt, dass zwei Gletscher der Westantarktis bereits jetzt instabil sind.
UPDATE: Die Antarktis spielt womöglich nicht nur eine große Rolle, um abzuschätzen, wie stark der Meeresspiegel ansteigen wird. Eine Studie belegt, dass der Zirkumpolarstrom künftig zunehmen und so den Klimawandel verstärken könnte.
Gigantisches submarines Kaltwasserkorallen-Gebirge
Pressemitteilung, 04.03.2018, MARUM
Internationales Forscherteam untersucht Korallenriffe vor Mauretanien
Auf einer Länge von etwa 400 Kilometern erstreckt sich am Meeresboden vor der Küste Mauretaniens die weltweit größte zusammenhängende Kaltwasserkorallenstruktur. Dr. Claudia Wienberg vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen und ihre Kolleginnen und Kollegen haben untersucht, wie sich die Kaltwasserkorallen vor Mauretanien in den vergangenen 120.000 Jahren entwickelten. Ihre Ergebnisse haben sie in der Zeitschrift Quaternary Science Reviews veröffentlicht.
Anders als tropische Korallen, die in flachen, lichtdurchfluteten Gewässern leben, findet man Kaltwasserkorallen in Wassertiefen von mehreren hundert bis tausend Metern. Mehr als die Hälfte der bekannten, heute lebenden Korallenarten existieren in völliger Dunkelheit in der Tiefsee. Auch sie sind geschäftige Ingenieure, die beeindruckende Korallenriffe aufbauen. Maßgeblich an der Riffbildung beteiligt ist die Kaltwasserkorallenart Lophelia pertusa. Sie gehört zu den Steinkorallen und bildet stark verzweigte, buschartige Kolonien. Wo viele solcher Kolonien nebeneinander existieren, bilden sich riffartige Strukturen, die neuen Lebensraum bieten für verschiedene andere Tierarten wie Weichkorallen, Fische, Krebse und Schwämme. Eine Kaltwasserkoralle sitzt ihr Leben lang fest verbunden auf dem Substrat, auf dem die Larve einst siedelte. Kaltwasserkorallen wachsen bevorzugt auf ihresgleichen und lassen so über Zeiträume von Jahrtausenden bis Jahrmillionen riesige Strukturen am Meeresboden entstehen.
Alpen vor Mauretanien
Die weltweit größte zusammenhängende Kaltwasserkorallenstruktur mit einer Länge von etwa 400 Kilometern existiert entlang der Mauretanischen Küste. Hier erreichen die Korallenhügel Höhen von 100 Metern. „Die Größe der Hügel und die Länge dieser Strukturen ist wirklich speziell. Im Grunde genommen könnte man hier tatsächlich von einem Kaltwasserkorallen-Gebirge unter Wasser sprechen“, sagt Dr. Claudia Wienberg vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen. „Vor Mauretanien sind die einzelnen Kaltwasserkorallen-Hügel vermutlich über die Zeit zusammengewachsen. So etwas gibt es nirgendwo sonst in den Weltmeeren.“ Wienberg war Teil eines internationalen Teams von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, das an Bord des Forschungsschiffs MARIA S. MERIAN dieses Gebiet intensiv beprobte, um mehr über die Entwicklung der Kaltwasserkorallen zu erfahren. In einer Studie, die im Wissenschaftsjournal Quaternary Science Reviews veröffentlicht wurde, stellen sie und ihre Kolleginnen und Kollegen nun die Ergebnisse vor.
Sauerstoffmangel versetzte Korallen in Ruhezustand
Prof. Dr. Norbert Frank und sein Team von der Universität Heidelberg analysierten Korallenfragmente von der Oberfläche und aus verschiedenen Tiefen des Meeresbodens und bestimmten deren Alter. Mit diesen und weiteren Untersuchungen konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nachzeichnen, wie sich die Kaltwasserkorallen vor Mauretanien in den vergangenen 120.000 Jahren entwickelten. So gab es in der Vergangenheit immer wieder Phasen, in denen die Wachstumsraten Spitzenwerte von 16 Metern pro 1000 Jahre erreichten. So schnell wächst nicht einmal das derzeit größte Kaltwasserkorallen-Riff vor Norwegen. Vor fast 11.000 Jahren stagnierte das Wachstum der Mauretanischen Korallenhügel. Zu dieser Zeit sind die Korallen wahrscheinlich gänzlich von den Hügeln verschwunden. Erst heute tauchen dort wieder vereinzelt lebende Kaltwasserkorallen auf. Das Wachstum der Korallen hängt von verschiedenen Umweltbedingungen ab, wie Wassertemperatur, Sauerstoffgehalt, dem Nahrungsangebot und den vorherrschenden Strömungen, die Nahrung zu den unbeweglichen Kaltwasserkorallen transportieren. Von allen Einflüssen machten die Forschenden den niedrigen Sauerstoffgehalt von etwa 1 Milliliter Sauerstoff pro Liter Wasser als kritischen Faktor aus. „Das ist extrem wenig. Ursprünglich wurde angenommen, dass bei 2,7 Milliliter pro Liter die unterste Grenze für Kaltwasserkorallen liegt, bei der sie zwar überleben, aber keine Riffe mehr bauen können“, so Wienberg. „Die vereinzelten Kaltwasserkorallen auf den Hügeln zeigen zwar, dass sie zumindest zeitweise sehr geringe Sauerstoffgehalte überleben können, aber gut geht es ihnen nicht.“
Die Ergebnisse zeigen, dass die Hochphasen der Kaltwasserkorallen, in denen die Hügel in die Höhe wuchsen, mit Zeiten zusammenfallen, in denen mit Sauerstoff angereicherte Wassermassen aus dem Norden in das Gebiet strömten. Waren die Kaltwasserkorallen in der Vergangenheit wie auch heute von sauerstoffarmen Wassermassen aus dem Süden umströmt, so wuchsen die Hügel nicht oder nur sehr langsam. Je nach vorherrschendem Klima verschob sich die Front zwischen diesen Wassermassen von Nord nach Süd und umgekehrt, und die Korallen wurden von sauerstoffreichem, dann wieder von sauerstoffarmem Wasser umströmt.
Wienbergs Theorie zufolge fanden die Kaltwasserkorallen bei extrem niedrigen Sauerstoffgehalten in kleineren Schluchten zwischen den großen Hügelstrukturen Zuflucht. In diesen Canyons finden sich heutzutage auch weit mehr Kaltwasserkorallen als auf den Hügeln. Die schwimmenden Korallenlarven sind über eine gewisse Strecke mobil, bevor sie sich endgültig niederlassen. So könnten Migrationsbewegungen von den Hügeln in die Canyons und – unter dem Einfluss der nördlichen Wassermassen – wieder zurück stattgefunden haben.
„Laut wissenschaftlicher Prognosen werden sich die Zonen mit geringem Sauerstoffgehalt in den Weltmeeren weiter ausdehnen“, so Wienberg. „Auch wenn Kaltwasserkorallen eine hohe Toleranz zeigen, so ist dies doch ein entscheidender Stressfaktor für diese Ökosysteme der Tiefsee. Hinzu kommen die durch den Klimawandel erhöhten Wassertemperaturen sowie die zunehmende Ozeanversauerung.“
Diese Pressemittelung findet ihr beim MARUM.
Weitere Informationen zu Korallenriffen und die Auswirkungen der Klimakrise auf das Great Barrier Reef, findet ihr in unserem Forschungs- und Klimablog.
Ozeanversauerung – die Grenzen der Anpassung
Pressemitteilung, 11.07.2016, GEOMAR
Weltweit längstes Labor-Experiment mit der Kalkalge Emiliania huxleyi zeigt, dass evolutionäre Anpassung an Versauerung nur eingeschränkt möglich ist
Die wichtigste einzellige Kalkalge der Weltmeere, Emiliania huxleyi, ist grundsätzlich in der Lage, sich durch Evolution an Ozeanversauerung anzupassen. Das bisher längste Evolutionsexperiment mit diesem Organismus zeigt jedoch, dass das Anpassungspotenzial nicht so groß ist, wie ursprünglich angenommen. So konnte sich die Wachstumsrate unter erhöhten Kohlendioxid-Konzentrationen auch nach vier Jahren nicht weiter nennenswert verbessern. Die Kalkbildung war sogar geringer als bei heutigen Zellen von Emiliania huxleyi. Die Studie zeigt, dass die evolutiven Effekte im Phytoplankton komplexer sind, als bisher angenommen.
In einem bislang einmaligen Evolutionsexperiment demonstrierten Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und des Thünen-Instituts für Seefischerei, dass sich die wichtigste einzellige Kalkalge der Weltozeane, Emiliania huxleyi, nur begrenzt per Evolution an Ozeanversauerung anpassen kann. Dass die Anpassung per Evolution möglich ist, hatten GEOMAR-Wissenschaftler bereits 2012 bewiesen. Jetzt, vier Jahre nach Start des Experiments, hat sich die Anpassung in den Wachstumsraten der Kalkalge nur wenig verbessert. „Das Anpassungspotential von Emiliania huxleyi ist doch geringer als ursprünglich vermutet. Auch nach vier Jahren Evolution kann die Kalkalge die Beeinträchtigungen des Wachstums durch Versauerung nicht komplett kompensieren“, erklärt Dr. Lothar Schlüter, Erstautor der Studie und ehemaliger Doktorand am GEOMAR. Ihre Ergebnisse, die im Rahmen des Exzellenzclusters „The Future Ocean“ und des deutschen Forschungsverbunds BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification) gewonnen wurden, stellen die Forscher jetzt im Fachmagazin Science Advances vor.
Basis der Untersuchung war eine einzelne Zelle der Kalkalge aus dem Raunefjord in Norwegen. Da sich Emiliania huxleyi im Labor etwa einmal am Tag durch Teilung vermehrt, konnten aus dem Isolat zahlreiche genetisch zunächst identische Kulturen gewonnen werden. Für die Studie wurden jeweils fünf Kulturen unter konstanter Temperatur und drei unterschiedlichen Konzentrationen an Kohlendioxid (CO2) gehalten: Einem Kontrollwert mit heutigen Verhältnissen, den Bedingungen, die nach den kritischsten Berechnungen des Weltklimarats gegen Ende dieses Jahrhunderts erreicht werden könnten, und dem höchstmöglichen Grad an Versauerung.
Nach vier Jahren, beziehungsweise 2100 Algen-Generationen später, stellten die Wissenschaftler fest: Die Zellen angepasster Populationen teilten sich zwar deutlich schneller als die nicht-angepassten, wenn beide der Ozeanversauerung ausgesetzt waren. Aber ihre Fitness verbesserte sich nur unwesentlich. Nach einem Jahr trat zunächst eine leichte Steigerung der Wachstumsraten relativ zu den Kontrollkulturen ein, später jedoch kaum noch – was im Gegensatz zu vielen anderen Evolutionsexperimenten steht. „Offenbar hat die Anpassung Grenzen, und die Beeinträchtigung der Wachstumsrate kann durch Evolution nicht komplett kompensiert werden“, so Schlüter.
Einzellige Kalkalgen wie Emiliania huxleyi binden in ihren Kalkplättchen (Coccolithen) Kohlenstoff. Diese Kalkplättchen spielen als Ballast eine wichtige Rolle für den Kohlenstofftransport in den tiefen Ozean – und somit für die Fähigkeit der Weltmeere, Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufzunehmen und die Folgen des Klimawandels abzumildern. „Drei Jahre nach Beginn des Experiments war die Produktion an Kalkplättchen in den an höhere CO2-Konzentrationen angepassten Kulturen geringer als bei nicht-angepassten“, berichtet Prof. Thorsten Reusch, Leiter der Marinen Ökologie und Koordinator der Studie. „Uns überraschte, dass dieser Effekt nicht gleich zu Beginn des Experiments eintrat – denn wenn die Ozeanversauerung die biologische Kalkbildung behindert, müsste diese direkt reduziert werden.“ Entgegen der 2012 publizierten Ergebnisse über die Beobachtungen im ersten Jahr des Experiments konstatieren die Forscher jetzt, dass Evolution die negativen Effekte auf die Kalkbildung der einzelnen Mikroalgen verstärkt.
Die langfristig an Ozeanversauerung angepassten Kulturen hatten ihre Fähigkeit zur Bildung von Kalkplättchen jedoch nicht grundsätzlich reduziert. Wenn diese wieder heutigen CO2-Konzentrationen ausgesetzt wurden, war die Produktion wieder genauso hoch wie bei heutigen Kalkalgen. „Die Algen reduzieren die Kalzifizierung nur dann, wenn diese für sie aufwändiger ist – nämlich unter Ozeanversauerung“, betont Prof. Reusch. Zurzeit laufen weitere Untersuchungen, um die zellbiologischen Mechanismen zu verstehen, durch die ihre Kalkbildung reguliert wird. „Die evolutionäre Antwort von Phytoplankton-Organismen ist bei weitem komplexer als ursprünglich angenommen. Laborexperimente mit einzelnen Arten helfen uns, sie besser nachzuvollziehen. Nur mit diesem Wissen können wir abzuschätzen, wie der globale Wandel den Kohlenstoffkreislauf in Zukunft ändern wird.“
Diese Pressemitteilung findet ihr bei GEOMAR.
Neuste Entdeckungen zur Anpassung von Kalkalgen an die Ozeanversauerung findet ihr in unserem Beitrag „Was „Geisterfossilien” über vergangene Klimafolgen verraten“.
Neuer Anlauf für Meeresschutz um Antarktis
Pressemitteilung, 17.07.2014, WWF
Neuer Bericht fordert umfassenden Schutz des Weddell-Meeres
Um die Antarktis soll ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten entstehen. Vor diesem Hintergrund hat die Antarctic Ocean Alliance (AOA) heute ihren neuen Bericht „Vermächtnis des Südlichen Ozeans: Eine Vision für den Schutz des Weddell-Meeres“ (Antarctic Ocean Legacy: Towards Protection of the Weddell Sea Region) veröffentlicht. Dieser Bericht soll einen wichtigen Beitrag leisten zu den aktuellen wissenschaftlichen und politischen Bemühungen, eines der letzten weitgehend intakten Ökosysteme der Erde – das Weddell-Meer südlich des Atlantischen Ozeans – effektiv zu schützen. Derzeit erarbeiten Deutschland und Russland gemeinsam einen Vorschlag für ein Meeresschutzgebiet in dieser Region. Der Bericht ist ein Teil des Vorschlags der AOA zur Schaffung von Meeresschutzgebieten (MSG) und Fangverbotszonen in 19 Regionen rund um die Antarktis.
„Deutschland hat die ökologische Bedeutung des Weddell-Meeres erkannt und führt gemeinsam mit Russland den Prozess an, der den Schutz dieser überaus wichtigen Region zum Ziel hat. Die AOA unterstützt diese Zusammenarbeit und begrüßt die Zusage Russlands für die Schaffung von Meeresschutzgebieten“, sagt Onno Groß von der Meeresschutzorganisation DEEPWAVE.
Durch Schutzmaßnahmen für die im neuen AOA-Bericht besonders hervorgehobenen Regionen und durch Beachtung des Vorsorgeprinzips kann die Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources – CCAMLR) Bereiche schützen, die insgesamt ein breites, repräsentatives Spektrum an Arten, Lebensräumen und Ökosystemen im Weddell-Meer umfassen – von der oberen Zone der Wassersäule bis zum Meeresboden –, darunter wichtige Biodiversitäts-Hotspots.
„Große, vollständig geschützte Fangverbotszonen sind ein unerlässliches Mittel zur Wahrung der unglaublichen Biodiversität des Weddell-Meeres“, betont Andrea Kavanagh, die für The Pew Charitable Trusts die Kampagnenarbeit für Fangverbotszonen koordiniert. „Die Mitgliedsstaaten der Kommission haben die Aufgabe, umfassende Schutzmaßnahmen für die Gewässer rund um die Antarktis zu erlassen, aber bis heute ist es ihnen trotz mehrjähriger Verhandlungen und Diskussionen nicht gelungen, Schutzzonen für das Ross-Meer und die Ostantarktis auszuweisen. Wir begrüßen die Zusammenarbeit Deutschlands und Russlands am Vorschlag zum Weddell-Meer und hoffen, dass hierdurch für die Sitzung der Kommission kommenden Oktober ein Ende des bislang herrschenden Stillstands signalisiert wird.“
Das eisbedeckte, wilde und abgelegene Weddell-Meer ist für Menschen oft unzugänglich. In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch mit zunehmender Forschungstätigkeit das vielseitige Bild eines äußerst lebendigen marinen Ökosystems herausgebildet, das von Strömungen, Formationen am Meeresgrund und Eis gezeichnet wird.
„Die Einrichtung eines Netzwerks von Schutzgebieten im Weddell-Meer kann dazu beitragen, dass die Krill-Bestände und Tiere der oberen trophischen Ebene wie Wale, Robben und Kaiserpinguine weiter gedeihen. Zudem dient ein solcher Schutz der Steigerung der Widerstandsfähigkeit dieser Region gegen die Versauerung des Ozeans, den Klimawandel und steigende Fischereiinteressen“, so Tim Packeiser, Meeresschutzexperte beim WWF.
Der Bericht macht deutlich, dass das Weddell-Meer besonders anfällig ist für Schäden, die durch den Klimawandel und die Versauerung des Ozeans verursacht werden, und führt Beispiele für Veränderungen an, die schon heute zu beobachten sind, darunter ein scharfer Kontrast zwischen dem westlichen und dem östlichen Sektor. Im neben der westlichen Antarktischen Halbinsel gelegenen westlichen Sektor, der zu den sich am schnellsten erwärmenden Regionen der Erde zählt, geht die Erwärmung mit einem Rückgang des Meereises einher. Im östlichen Sektor dagegen nimmt das Meereis seit Jahrzehnten zu und trägt entscheidend zur allgemeinen Steigerung der Ausdehnung des Meereises im Südlichen Ozean bei.
„Die Schaffung neuer MSG in wichtigen Ökosystemen wie dem Weddell-Meer ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg hin zu einer Steigerung der Widerstandsfähigkeit des Südlichen Ozeans, der der Antarktis angesichts des drohenden Klimawandels wesentliche Unterstützung bieten kann“, so Fabian Ritter von Whale and Dolphin Conservation (WDC).
Die AOA ruft alle Staaten, die der Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) angehören, dringend dazu auf, 2014 weiträumige, dauerhafte und durch ökologische Vielfalt gekennzeichnete MSG in der Ostantarktis und dem Ross-Meer zu schaffen. Daneben appelliert die AOA an Russland und Deutschland, einen fundierten Vorschlag für Meeresschutzgebiete im Weddell-Meer im Jahr 2015 vorzulegen. Dies sind unerlässliche, visionäre Schritte zur rechten Zeit auf dem Weg hin zur Schaffung eines Netzwerks von MSG und Fangverbotszonen im Südlichen Ozean, die den bis heute gemachten Zusagen der CCAMLR entsprechen.
„Die AOA hofft, dass das Engagement Russlands für den Schutz des Weddell-Meers bedeutet, dass Russland auch hinsichtlich der Vorschläge zur Ostantarktis und dem Ross-Meer eine Führungsrolle übernehmen wird“, so Onno Groß weiter.
Diese Pressemitteilung findet ihr beim WWF.
Vollständig geschützte Fangverbotszonen sind Gebiete, die von jeglicher extraktiver Nutzung ausgenommen sind, so auch von jeglicher Fischerei. Vollständig geschützte Fangverbotszonen bieten den größtmöglichen Schutz für alle Bestandteile des Meeresökosystems.
Meeresschutzgebiete (MSG) sind Gebiete, in denen bestimmte Aktivitäten nur begrenzt gestattet oder vollständig untersagt sind, um festgelegte Ziele im Bereich Umweltschutz, Schutz von Lebensräumen bzw. Fischereimanagement zu erreichen.
Ozeanversauerung: Schwer zu verdauen
Forscher:innen aus Schweden und Deutschland haben anhand der Larven des Grünen Seeigels (Strongylocentrotus droebachiensis) gezeigt, dass marine Lebewesen Nahrung in saurerem Wasser schlechter verdauen können. Mithilfe neuer Testverfahren, die es ermöglichten, die Verdauung und die Verdauungsenzyme mariner Lebewesen zu untersuchen, belegte die Gruppe, dass ein niedriger pH-Wert einen hohen Energieaufwand zur Folge hat, weshalb sich die Verdauung verlangsamt.
In den Verdauungsorganen besteht nämlich – anders als bei Säugetieren – ein hoher pH-Wert. Das Milieu in den Verdauungsorganen muss folglich basisch sein, damit die Verdauung gut funktioniert. Daher wird der pH-Wert in den Organen aktiv auf einem gleichbleibenden hohen pH-Wert gehalten. Sinkt der pH-Wert im Meer, muss viel Energie aufgewendet werden, um die immer größer werdende Differenz zwischen dem pH-Wert des Verdauungstrakts und dem des Wassers aufrecht zu erhalten. Die Forscher:innen belegten, dass sich mehr pH-Wert regulierende Enzyme an der Darmwand befanden, wenn der pH-Wert des Wassers niedrig war. Wegen der gesunkenen Effektivität des Verdauungsprozesses benötigten Seeigel-Larven mehr Nahrung, um ihren Energiebedarf zu decken.
Gelangt immer mehr CO2 in die Atmosphäre, nehmen die Ozeane ihre Pufferwirkung wahr und lösen CO2. Dadurch sinkt der pH-Wert der Meere. Erwärmt sich jedoch die Erde und fischen wir auch in Zukunft so rigoros und ohne Rücksicht auf die marine Tierwelt, wird auch die Biodiversität sinken. Dadurch fänden die Seeigel noch weniger Nahrung als bisher, obwohl sie aufgrund der Ineffizienz ihres Verdauungssystems eigentlich mehr Nahrung bräuchten. Folgen könnten ein gehemmtes Wachstum, Unfruchtbarkeit oder das Sterben von Larven und adulten Tieren sein. Anhand dieses Beispiels erkennt man wieder einmal, wie sehr die Ozeane unter der Masse der menschengemachten Stressoren leiden, weil jedes einzelne Problem andere Probleme weiter verschärft.
Den Artikel Ozeanversauerung: Schwer zu verdauen vom 15.11.2013 findet ihr auf der Seite des GEOMARs.
Mehr Informationen zur Ozeanversauerung findet ihr in unserem Factsheet.
Hafenkooperation statt Flussvertiefungen!
Verschiedene Umweltverbände stellen sich gegen geplante Flussvertiefungen und Veränderungen an Häfen, da diese nicht notwendig wären, wenn die norddeutschen Hafenstädte kooperieren würden und ein tiefgangabhängiges Logistikkonzept ausgearbeitet würde, wodurch die Standorte nicht um die selben Schiffe konkurrieren müssten. Eine Kooperation zwischen Hamburg, Bremen und Niedersachsen würde folglich sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile mit sich bringen. Flussvertiefungen, wie zum Beispiel die bereits erfolgten acht Elbvertiefungen, führen das Risiko mit sich, dass Flüsse in Dürresommern austrocknen oder sehr wenig Wasser führen. Dabei werden Dürresommer aufgrund der Erderwärmung immer wahrscheinlicher, weshalb eine Elbvertiefungen gerade jetzt die falsche Maßnahme ist.
Den Artikel Hafenkooperation statt Flussvertiefungen! vom 08.04.2013 findet ihr auf der Seite des WWF.
Mehr zum Thema findet ihr in der Pressemitteilung Weltwassertag: NABU fordert Gewässerpolitik von der Quelle bis zum Meer des NABU.
UPDATE: 2019 wurde unter Bundesverkehrsminister Scheuer trotz großen Widerstands vonseiten verschiedener Umweltverbände mit der 9. Elbvertiefung begonnen.