Politik

Um die systematische Zerstörung der Ozeane zu verhindern, müssen wir uns gemeinsam dafür entscheiden.
Jeder für sich und alle zusammen als Teil von Politik und Wirtschaft.

Naturverträglichkeit der Energiewende auf See in Gefahr

Ein offshore windpark mitten in der Nordsee

© Llywelyn2000 / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Stellungnahme zum WindSee-Änderungsgesetz vom 28.05.2020, NABU, Juni 2020

Pläne des Windenergie-auf-See-Gesetzes nicht vereinbar mit Naturschutzrecht

Auf Initiative des Wirtschaftsministeriums hat das Bundeskabinett am 3. Juni ein Ausbauziel von 40 Gigawatt Offshore-Windenergie bis zum 2040 verabschiedet. Doppelt so viel wie das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung vorsieht.

Am 3. Juni hat das Bundeskabinett über einen eilig abgestimmten Referentenentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) zur Änderung des Windenergie-auf-See-Gesetzes (WindSeeG) entschieden. Notwendig war die Änderung, um die neuen Ziele von 20 Gigawatt Offshore-Strom bis 2030 aus dem Klimaschutzprogramm der Bunderegierung gesetzlich abzusichern. Der NABU unterstützt dieses Ausbauziel, hat sich jedoch stets für einen naturverträglichen Ausbau im Rahmen der ökologischen Belastungsgrenzen stark gemacht. Mit dem jetzt festgeschriebenen Ausbauziel von 40 Gigawatt bis zum Jahr 2040 ignoriert der aktuelle Referentenentwurf die einander bedingenden Anstrengungen des Klimaschutzes und des Naturschutzes und verfolgt vielmehr industriepolitische Ziele auf Kosten von Nord- und Ostsee. Beiden Meere geht es schlecht, sie sind schon heute an ihrer Belastungsgrenze.

Ausbaupläne verstoßen gegen EU-Vogelschutzrichtlinie

Schon lange wird in Deutschland über die Offshore-Windenergie gestritten. Während der NABU das aktuelle Ziel des Klimaschutzprogramms der Bunderegierung von 20 Gigwatt Leistung bis 2030 unterstützt, fordern die Branche und Teile der Politik deutlich höherer Ausbausziele. Die Diskussion dazu findet auch in der Fortschreibung der maritimen Raumordnung (MRO) statt, ein durch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) koordinierter Dialog bis Mitte 2021. Hier sollen die Interessen der Wirtschaft mit den Verpflichtungen des Meeresnaturschutzes zusammengeführt und verhandelt werden.

Die vollständige Stellungnahme findet ihr auf der Seite des NABU.

Auch in der Vergangenheit hat der NABU gegen verschiedene Offshore-Windparks Einspruch eingelegt. Beim Windpark Gennaker, weil dieser Gefahren für Schweinswale, Meeresenten und Zugvögel birgt, wie der NABU in der Pressemitteilung im Februar 2020 erklärte. In einer Pressemitteilung im März 2019 forderte der Naturschutzbund außerdem sofortige Schutzmaßnahmen für Seevögel, die durch den Windpark Butendiek bedroht werden.

UN-Klimakonferenz wird auf November 2021 verschoben

Mehrere Flaggen verschiedener Länger wehen im Wind, der Himmel ist blau.

© Vladislav Klapin / Unsplash

Die Klimakrise hat keinen Pauseknopf, der beliebig betätigt werden kann, und die Dringlichkeit etwas zu verändern, steigt mit jedem Tag. Trotzdem wurden viele für das Klima relevante Treffen wegen Covid-19 ins nächste Jahr verlegt. So nun auch die kommende UN-Klimakonferenz. Neben Kritik an der Verschiebung gibt es auch Zuspruch von Seiten der Politik. Sie sehen dank des geringeren Handlungsdrucks nun größere Chancen, die Klimaziele in ihr politisches Programm aufzunehmen und Vereinbarungen, die bereits getroffen wurden, nachzukommen. Wobei sie dazu eigentlich genug Zeit gehabt hätten: das Pariser Klimaschutzabkommen besteht seit 2015.

Den Artikel Uno-Klimakonferenz auf November 2021 verschoben findet ihr beim Spiegel.

Hier könnt ihr euch über das Pariser Klimaschutzabkommen informieren und einen Überblick über die Ergebnisse der früheren Uno-Klimaschutzkonferenzen bekommen.

 

NABU: Bedrohter Ostseeschweinswal steht stellvertretend für verfehlte Meerespolitik

Ein Schweinswal taucht aus dem blauen Meer auf

© NOAA / Wikimedia Commons

Pressemitteilung, 15.05.2020, NABU

Internationaler Tag des Ostseeschweinswals: Fischerei neu ausrichten und Fehmarnbelttunnel stoppen

Berlin – zum Internationalen Tag des Ostseeschweinswals am 17. Mai fordert der NABU mehr politische Verantwortung zum Schutz mariner Arten. Sektorale Interessen verhindern seit Jahren, dass sich der stark bedrohte Ostseeschweinswal erholt. Sein andauernd schlechter Zustand steht laut NABU stellvertretend für eine verfehlte Meerespolitik. In der zentralen Ostsee leben nur noch etwa 500 Tiere. „Angesichts von Klimakrise und Artensterben ist es an der Zeit, Schutzgebietsmanagement wirkungsvoll umzusetzen, Stellnetze durch naturverträgliche Alternativen zu ersetzen und den Bau des Fehmarntunnels zu stoppen“, fordert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

Hohe Beifangzahlen und fehlende Reformen in der Küstenfischerei, Marinesprengungen und Infrastrukturprojekte inmitten von Schutzgebieten – die Liste der Gefahren für den Schweinswal ist lang. „Längst hat Deutschland seine internationale Vorreiterrolle im Meeresschutz verloren. Es ist traurig, dass heute kilometerlange Stellnetze in Ostseeschutzgebieten stehen und vermutlich Hunderte von Schweinswalen das Leben kosten. Immer wieder erleben wir, dass sogenannte Nutzerressorts den Schutz bedrohter Arten und Lebensräume verhindern“, kritisiert Kim Detloff, NABU-Leiter Meeresschutz. So fehlen bis heute Fischereiregulierungen in Schutzgebieten, da sich das federführende Bundeslandwirtschaftsministerium nicht mit dem Bundesumweltministerium auf dessen Maßnahmenvorschläge verständigen konnte. Das Bundesverkehrsministerium und die Landesregierung in Schleswig-Holstein halten am Projekt des Fehmarnbelttunels fest, der einen 20 Kilometer langen und 100 Meter breiten Graben in ein für den Schweinswal ausgewiesenes Naturschutzgebiet reißen soll. Den Meeren fehlt die Lobby und die Politik denkt viel zu oft in Sektoren anstatt gemeinsam Verantwortung für die Meeresnatur vor der Haustür zu übernehmen.
Nur eine Woche bevor die Europäische Kommission ihre Strategie zum Schutz der biologischen Vielfalt vorlegen will appelliert der NABU an die deutsche Politik, dem Ostseeschweinswal und damit vielen weiteren marinen Arten Schutz zu geben. Jörg-Andreas Krüger: „Mindestens 50 Prozent der deutschen Meeresschutzgebiete müssen frei von Fischerei und anderen schädlichen Nutzungen sein. Die Fischereiforschung muss gestärkt und Anreize für den Einsatz umweltschonender Fanggeräte geschaffen werden. Und angesichts gesellschaftspolitischer Transformationsdebatten um die Mobilität von morgen sollte das Verkehrsprojekt des letzten Jahrhunderts, der Tunnel durch den Fehmarnbelt, neu bewertet und durch das Bundesverkehrsministerium gestoppt werden.“

Hintergrund:
Der Schweinswal ist der einzige Wal, der sich auch an den Küsten Deutschlands fortpflanzt. In der Ostsee werden zwei Populationen unterschieden. In der zentralen Ostsee, dem Gebiet östlich von Rügen, leben nur noch etwa 500 Tiere, sie gelten nach Einschätzung der Weltnaturschutzunion (IUCN) als vom Aussterben bedroht. Die westliche Schweinswalpopulation, deren Verbreitungsgebiet von Fischland-Darß bis in den Kattegat reicht, zählt heute etwa 18.500 Individuen. Auch sie leidet unter ungewollten Beifängen und zunehmenden Lebensraumverlusten, nimmt zahlenmäßig ab. ASCOBANS, das von Deutschland ratifizierte Abkommen zum Schutz von Kleinwalen in Nord- und Ostsee hat bereits 2002 einen Rettungsplan für die Schweinswale in der Ostsee verabschiedet. Doch wurden die vorgeschlagenen Maßnahmen des sogenannten Jastarnia-Plans bis heute nicht ausreichend umgesetzt.

Diese Pressemitteilung findet ihr beim NABU.

Einen Artikel mit weiteren Informationen über die Fehmarnbeltquerung findet ihr in unserem Politikblog.

Deutschland tritt „Global Ocean Alliance“ für Meeresnaturschutz bei

Pressemitteilung, 13.05.2020, BMU

Deutschland ist Anfang Mai der Meeres-Vorreiter-Allianz „Global Ocean Alliance“ beigetreten. Diese internationale Initiative unterstützt ambitionierte Schutzmaßnahmen für Meere und Ozeane. Zentrale Forderung ist der Schutz von mindestens 30 Prozent der weltweiten Meere und Ozeane bis zum Jahr 2030.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Die Ozeane brauchen unseren Schutz. Das kann besser gelingen, wenn wir mindestens 30 Prozent der globalen Ozeane unter Naturschutz stellen. Denn so lassen sich die negativen Auswirkungen menschlicher Aktivitäten verringern, die Fischbestände besser erhalten und die Widerstandsfähigkeit der Meere gegen den Klimawandel erhöhen. Klar ist aber auch: Wir brauchen neben Schutzgebieten eine nachhaltige Nutzung auf allen Meeren. Dafür setzt sich Deutschland jetzt an der Seite seiner Partner in der „Global Ocean Alliance“ ein.“

Die „Global Ocean Alliance“ tritt für eine Kombination aus Schutz und nachhaltiger Bewirtschaftung der Meere und Ozeane ein, damit sowohl die Meeresumwelt als auch die nachhaltige Meereswirtschaft gedeihen können. Deutschland gehört damit zu den Ländern, die das Ziel einer globalen Unterschutzstellung von 30 Prozent der Meeresfläche bis 2030 aktiv vorantreiben. Neben dem Gründungsmitglied Großbritannien sind Finnland und Belgien, Belize, Costa Rica, Kenia, Gabun, Nigeria, Palau, Portugal, die Seychellen, Schweden und Vanuatu bereits Mitglieder der Allianz.

Die „Global Ocean Alliance“ bringt ihre Anliegen auch in die Verhandlungen über einen neuen globalen Rahmen für die biologische Vielfalt mit Zielen für die Zeit nach 2020 unter dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) ein. Die Allianz hat sich auch zum Ziel gesetzt, die Meeresgebiete der hohen See in das globale 30-Prozent-Meeresziel einzubeziehen, also nicht nur die Küstengewässer. Deshalb drängt die Allianz auf den zügigen Beschluss eines neuen UN-Vertrags, der den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt der hohen See regeln soll (englisch „Biodiversity Beyond National Jurisdiction„, BBNJ). Er bietet die historisch einmalige Chance, das erste Umweltabkommen zum Schutz der Biodiversität in den Weltmeeren zu erreichen. Als Umwelt- und Naturraum ist die hohe See bisher kaum geschützt.

Weitere Informationen zu Biodiversity Beyond National Jurisdiction (BBNJ)

Seit 2018 gibt es Verhandlungen für ein international rechtsverbindliches Instrument zum Schutz der Biodiversität auf der Hohen See, kurz BBNJ (Biodiversity Beyond National Jurisdiction), unter Federführung des Auswärtigen Amtes. Das Bundesumweltministerium ist intensiv beteiligt und setzt sich für ein wirksames Schutzabkommen für die Hohe See ein. Die Verhandlungen zu diesem Abkommen sollen unter anderem Regelungen für die Ausweisung von Meeresschutzgebieten auf der Hohen See schaffen. Das Abkommen wird unter dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (UNCLOS) angesiedelt sein. Bisher ist der Schutz der Biodiversität auf Hoher See noch kaum geregelt.

Die dritte Verhandlungsrunde fand vom 19. bis 30. August 2019 in New York statt, wo voraussichtlich entweder in diesem oder im nächsten Jahr auch die vierte Runde stattfinden wird. Zu den wichtigen Aspekten im Rahmen der BBNJ-Verhandlungen zählen vor allem:

  1. die Berücksichtigung wichtiger Umweltschutzprinzipen, wie zum Beispiel das Vorsorgeprinzip,
  2. wirksame Vorgaben zu Ausweisung, Schutz, Management und Monitoring von Schutzgebieten auf der Hohen See,
  3. ein hohes Niveau für Umweltstandards im Rahmen von Umweltverträglichkeitsprüfungen auf der Hohen See.

Diese Pressemitteilung findet ihr beim BMU.

Wer die neuen Klimawächter sind, die die Bundesregierung bei klimapolitischen Entscheidungen beraten, könnt ihr in unserem Politik- und Klimablog nachlesen.

NABU legt Einspruch gegen Offshore-Windpark Gennaker ein

Eine Offshore-Windenergieanlage, der Himmel ist blau

© Nicholas Doherty / Unsplash

Pressemitteilung, NABU, 14.02.2020

Krüger: 103 Windräder mitten im Vogelzugkorridor – erschreckendes Beispiel für Versagen der Planungspraxis

Berlin – Der NABU hat Widerspruch gegen die Baugenehmigung des Offshore-Windparks Gennaker in den Küstengewässern Mecklenburg-Vorpommerns eingelegt. Die Naturschützer befürchten massive Umweltschäden durch die rund 103 Windenergieanlagen zehn Kilometer nördlich des Darß, insbesondere für Zug- und Rastvögel.

„Gennaker offenbart leider das Totalversagen der Windkraft-Landesplanung. Trotz massiver Naturschutzbedenken und fehlender Netzanbindung wurde der Windpark genehmigt. Dabei würde er eine der wichtigsten Vogelzuglinien in der südlichen Ostsee abschneiden. Mit schlecht geplanten Anlagen wie diesen riskieren wir die gesellschaftliche Akzeptanz der Windkraft“, sagte NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

Gefahr für Schweinswale, Meeresenten und Zugvögel

Der NABU hatte bereits 2015 das vom Land Mecklenburg-Vorpommern festgelegte Vorranggebiet Windenergie als nicht geeignet abgelehnt. Die Fläche liegt in unmittelbarer Nähe gleich mehrerer Fauna-Flora-Habitat-(FFH)- und Vogelschutzgebiete, darunter dem Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Hier leben seltene Schweinswale, laut Bundesamt für Naturschutz ist es zudem eines der wichtigsten Konzentrationspunkte für den Vogelzug in der gesamten Ostsee. Im Mai 2019 genehmigte das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Vorpommern ausgerechnet dort den Bau der 103 Windenergieanlagen.

„Es gibt kaum einen ungeeigneteren Ort für einen Windpark. Die Rügen-Schonen-Linie ist zentraler Flugkorridor für Millionen Zug- und Rastvögel, darunter Kraniche, Trauer- und Eisenten sowie unzählige Singvögel. Die zu erwartenden Kollisionszahlen und Lebensraumverluste sind nicht mit dem Natur- und Artenschutzrecht vereinbar. Die Genehmigung ist rechtswidrig“, kritisiert Stefan Schwill, Landesvorsitzender des NABU Mecklenburg-Vorpommern. „Schon im Raumordnungsverfahren des Windparks Baltic 1 in direkter Angrenzung an Gennaker wurde festgestellt, dass ein Zubau weiterer Anlagen hier nicht umweltverträglich möglich ist.“

Fehler früherer Offshoreprojekte werden wiederholt

Der NABU kritisiert weitreichende Mängel bei der Genehmigung, die bereits bei unvollständigen Verfahrensunterlagen beginnen. Besonders kritisch ist die Unverträglichkeit des Windparks mit den Zielen angrenzender Vogelschutzgebiete. Während aktuelle Studien zeigen, dass Meeresvögel Windräder in einem Radius von über zehn Kilometern meiden, rechnen die Gennaker-Planer mit lediglich zwei Kilometern. Damit werden die Lebensraumverluste in zwei EU-Vogelschutzgebieten massiv unterschätzt. Zudem wurde bei der Prognose möglicher Kollisionsopfer getrickst, mögliche Verluste streng geschützter Vogelarten kleingerechnet.

Das Projekt Gennaker gehört zur gleichen Gruppe wie der Windpark Butendiek westlich von Sylt, gegen den der NABU 2014 Klage eingereicht hat. Auch er vertreibt Tausende Seevögel aus einem für sie ausgewiesenen Vogelschutzgebiet in der deutschen Nordsee. „Beide Projekte schweben als dunkle Wolken über der naturverträglichen Energiewende. Fehler, die vor Butendiek gemacht wurden, wurden hier eins zu eins wiederholt. Leider lässt die Lernkurve der Windpark-Projektentwickler in Sachen Naturschutz immer noch zu wünschen übrig“, kritisiert NABU-Meeresschutzexperte Kim Detloff. Es sei an der Zeit, den Ausbau der Offshore-Windkraft endlich im Rahmen ökologischer Belastungsgrenzen von Nord- und Ostsee zu planen.

Diese Pressemitteilung findet ihr beim NABU

 

EU-Bürgerinitiative gegen Haifischflossenhandel: Jede Stimme zählt!

Ein Hai ist im Hintergrund zu sehen, von einem roten Messer durchstochen. Im Vordergrund steht in weißer Schrift: STOp FINNING- It's time for Europe to act!

© STOP FINNING

Shark finning. Ein Thema, das leider viel zu selten in den Medien behandelt wird. Auch wenn bereits viele von der sogenannten Haifischflossensuppe, einer asiatischen Delikatesse, gehört haben, geraten die damit zusammenhängenden Ausmaße oft in den Hintergrund. Da diese barbarische Suppe hauptsächlich in Ländern wie China oder Japan konsumiert wird, fühlt man sich als Europäer für dieses Problem nicht verantwortlich.

Dass Europa jedoch einer der Hauptakteure im Haifischflossenhandel ist und somit sehr wohl für das Massentöten der Haie verantwortlich ist, ist den meisten nicht bewusst. Jedes Jahr werden über 200 Millionen Haie für ihre Flossen, ihr Fleisch oder die in der Leber enthaltenen Öle abgeschlachtet. Besonders gefährdet sind in Europa der Blauhai, der Kurzflossen-Mako und der Heringshai. Auch wenn bekannt ist, was für eine wichtige Rolle Haie als Spitze der Nahrungskette in einem Ökosystem spielen, ist das Töten der bedrohten Tiere unverständlicherweise legal. Die einzige Einschränkung des grausamen Handels, die momentan aufgrund der „fins naturally attached“- Verordnung existiert, ist das Verbot des Abtrennens der Flossen innerhalb von EU-Gewässern. Sprich, der noch lebendige Hai mit entfernter Flosse, darf nicht auf offener See entsorgt werden, sondern das Abschneiden der Flosse darf erst an Land erfolgen.

Um dem kaltblütigen Handel mit den Flossen und Europas Rolle als Flossenexporteur endlich ein Ende zu setzten, wurde eine neue EU-Bürgerinitiative von Umweltorganisationen wie Stop Finning oder Sea Shepherd initiiert. Ziel sind eine Million Unterschriften, wovon mindestens 72.000 von deutschen Bürgern stammen müssen. Durch ein Verbot, dass den Haifischflossenhandel untersagt, wird sich das Töten der Tiere finanziell nicht mehr lohnen und somit einen Rückgang des Haifangs bewirken.

Auch wenn das Abtrennen der Haifischflossen der Hauptgrund für das Töten der Tiere ist, spielt Europa zusätzlich eine erschreckend große Rolle bezüglich des Haifischfleischkonsums. Spanien ist beispielsweise weltweit der zweitgrößte Verbraucher von Haifischfleisch. Wer hätte gedacht, dass das Land, dass sich mit beliebten Gerichten wie Paella schmückt, tatsächlich schockierend hohe Mengen an Haifischfleisch legal konsumiert? Spanien, sowie auch Italien verkaufen Haifischfleisch oft gekennzeichnet als Schwertfisch und auch wegen des in der Leber enthaltenden Öls Squalen, das für Kosmetikprodukte oder als Nahrungsergänzungsmittel genutzt wird, steigt die Zahl der massakrierten Haie stetig an. Ein Verbot, dass das Töten der Haie oder die damit zusammenhängende Squalennutzung untersagt, ist jedoch noch nicht in Sicht.

DEEPWAVE setzt sich schon seit seiner Gründung gegen das Shark Finning ein und wie wir sehen ist, der Schutz der Haie immer noch nicht erreicht, daher unterstützt uns und alle anderen NGOs in dieser wichtigen Angelegenheit und unterschreibt auf  STOP FINNING !

Aktuelle Infos als anschaulich gestaltete Grafiken zum globalen Handel mit Haifischflossen und Haifischfleisch gibt es bei Project Aware.

„Blue Manifesto“ – Der Rettungsplan für gesunde Meere

Blauer Hintergrund mit folgenden weißen Schriftzug: BLUE MANIFESTO THE ROADMAP TO A HEALTHY OCEAN IN 2030: We need thriving marine and coastal ecosystems to support a climate-resilient future

© Seas at Risk

Am 28. Januar veröffentlichten insgesamt 102 Umweltorganisationen, uns eingenommen, das sogenannte „Blue Manifesto“. Hierbei handelt es sich um einen von Seas At Risk, BirdLife Europe, ClientEarth, Oceana, OceanCare, Surfrider Foundation Europe und dem WWF verfassten Plan mit konkreten Maßnahmen, die innerhalb der nächsten zehn Jahre, also bis 2030, umgesetzt werden müssen, um unsere Meere zu retten. Das „Blue Manifesto“ wird die kommenden Tage an führende EU-Politiker innerhalb der Europäischen Kommission gesendet, mit dem Appell endlich für unsere Meere zu handeln.

Seas at risk, 28.01.2020:

„Die Lage der Meeresökosysteme ist auf der ganzen Welt düster. Das betonten auch die jüngsten Berichte des Weltklimarats (IPCC) und des Weltbiodiversitätsrat (IPBES) der UNO. Es besteht dringender Handlungsbedarf und Europa kann sich dieser Herausforderung in führender Position stellen. Die Meere, von denen das Leben auf der Erde abhängt, stehen unter großem und zunehmendem Druck. Die Empfehlungen des Blue Manifesto zu beherzigen, wird Europa auf den richtigen Pfad für den Schutz und die Gesundung der Weltmeere bringen. Mit dem European Green Deal hat sich die Europäische Kommission zur Umsetzung von Klima- und Biodiversitätsstrategien bekannt, die diesen Namen auch verdienen und die Gesetzgebung und die Finanzflüsse in Richtung Klimaschutz und Artenvielfalt umlenken. Die Umweltorganisationen fordern nun von der Europäischen Kommission, den Schutz der Meere als wesentliches Element in diesen Strategien zu verankern und den im Blauen Manifest dargelegten Richtschnüren zu folgen.“

Das „Blue Manifesto“ soll sicher stellen, dass sich die Meere bis 2030 von bisher verursachten Schäden erholen können, nicht mehr verschmutzt sind und menschliche Aktivitäten nur innerhalb festgelegter Auflagen durchgeführt werden. Zusätzlich wird gefordert, dass die Meere grundlegend zunehmend unter Schutz gestellt werden.

Zeitleiste von 2020 bis 2030 mit den Texten des Blue Manifesto und Zeichnungen von in einem Grundschleppnetz gefangenen Meerestieren bis hin zu gesunden und fischreichen Korallenriffen

© Seas at Risk

Die gesamte Pressemitteilung und das Blaue Manifest selbst findet ihr bei Seas at Risk.

Ergänzend machen die Verfasser vom „Blue Manifesto“ auf die zwischen dem 3. und 9. Februar in Brüssel stattfindende Ocean Week aufmerksam. Im Rahmen der Ocean Week findet auch die Ocean Action! Conference statt, bei der Politiker:innen, Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen aufeinander treffen, um neue innovative Ideen und Lösungsansätze zur Rettung der Meere zu teilen.

 

Flüssiggas klimaschädlicher als bisher gedacht

Pressemitteilung, NABU, 28.01.2020

Miller: Studie zu LNG muss Warnruf für Schifffahrt sein

Berlin/London – Laut einer neuen Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) führt Flüssigerdgas (LNG) als Schiffskraftstoff zu 70 bis 82 Prozent höheren Treibhausgasemissionen im Vergleich zu Marinediesel. Diese Zahlen sind alarmierend, da immer mehr Schiffsbetreiber auf LNG zurückgreifen.

Der ICCT-Bericht untersucht die Treibhausgasemissionen aus Schiffskraftstoffen über den gesamten Lebenszyklus, einschließlich der unbeabsichtigten Freisetzung von extrem klimaschädlichem Methan aus Schiffsmotoren, der sogenannte Methanschlupf. Die Autoren fanden heraus, dass die Verwendung von LNG die Klimawirkung der Schifffahrt im Vergleich zu Marinediesel tatsächlich verschlechtern kann, wenn man die Emissionen betrachtet, die über einen Zeitraum von 20 Jahren emittiert werden würden.

„Die Schifffahrtsbranche gehört bereits jetzt zu den weltweit größten Klimasündern. Der Wechsel von Schiffen zu LNG ist sogar klimaschädlicher als so weiter zu machen wie bisher“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Die Studie muss ein Warnsignal für die Internationale Seeschifffahrtsorganisation sein. Sie muss jetzt handeln, um alle Treibhausgasemissionen in ihre Strategie zur Emissionsreduzierung einzubeziehen.“

Sönke Diesener, NABU-Schifffahrtsexperte: „Die Investitionen, die heute getätigt werden, müssen konsequent in klimafreundliche Antriebstechnologien fließen. Höherer Effizienz, Windunterstützung, Batterien, Brennstoffzellen und synthetischen Kraftstoffen aus erneuerbarem Strom gehört die Zukunft. LNG ist heute ein schädlicher Irrweg und taugt auch nicht als Brückentechnologie, wenn der Treibhausgasausstoß gegenüber dem Status Quo sogar ansteigt.“

Die Schifffahrtsbranche stößt jetzt schon mehr Treibhausgasemissionen aus als ganze Staaten – auch mehr als Deutschland. Verschiedene Szenarien zeigen, dass die Treibhausgasemissionen der internationalen Schifffahrt von derzeit drei Prozent auf 17 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen bis 2050 steigen könnten. Wenn Schiffe LNG als Schiffstreibstoff verwenden, könnten die Emissionen sogar noch höher ausfallen.

Von den 756 LNG-Schiffen, die derzeit im Einsatz oder bestellt sind, ist der mit Abstand beliebteste Motorentyp ein Dual-Fuel-Viertakter. Er hat die höchste Methanschlupfrate. Die Kreuzfahrtindustrie bewirbt diese LNG-Schiffe als besonders klimafreundlich. Die jüngsten Erkenntnisse des renommierten Forschungsinstituts ICCT, das auch schon den Dieselskandal aufdeckte, stellen nun jedoch die Zukunftsfähigkeit dieser milliardenschweren und langlebigen Investitionen in Frage.

Der IPCC-Report empfiehlt, dass die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber 2017 nahezu halbiert werden müssen, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden. Die Methanemissionen aus allen Quellen müssen bis 2050 gegenüber 2010 um mindestens 35 Prozent gesenkt werden. In Anbetracht dieses kurzen Zeitraums zur drastischen Reduzierung der Treibhausgasemissionen betrachten die Autoren des Berichts die Klimaauswirkungen von Schiffskraftstoffen anhand des 20-jährigen und des 100-jährigen Treibhauspotenzials. Methanemissionen zeigen sich als besonders problematisch, da Methan in einem Zeitraum von 20 Jahren 86-mal mehr erwärmt als die gleiche Menge CO2.

Diese Pressemitteilung sowie den Link zur Studie findet ihr beim NABU.

Weitere Informationen zum Flüssiggas LNG könnt ihr unter unserem Forschungsblog einsehen und die IPCC Reports findet ihr auf der IPCC Seite.

Kassenbonwahnsinn stoppen.

Das Gasthaus Gutenberg aus Karlsruhe demonstriert schön die Auswirkungen des Gesetzes. Über 1000 überflüssige kamen in einer Woche zusammen.

© Christoph Schmidt/dpa

 

Keine Kassenbonpflicht ab 01​.​01​.​2020 – Jetzt Petition unterschreiben

Anstatt einer langen und ausführlichen Argumentation:

1. Der Handelsverband Deutschland rechnet mit mehr als 2 Millionen Kilometern mehr Kassenbonpapier durch ein umstittenes Gesetz.

2. Bei unserem Mülltrennungsinfostand konnten weniger als 10% diese Frage richtig beantworten: „In welchen Müll kommt denn nun der Bon?“

3. Wie in unserer Recyclingbroschüre beschrieben, führt jeder falsch ins Altpapier entsorgte Bon zu einem direkten Verlust des Gesundheitszustands unserer Meere.

Mehr muss man eigentlich nicht sagen. (Außer vielleicht, dass selbst die Wirksamkeit des Gesetzes heftigst kritisiert wird. Daher kann man schon in ernstem Ton von „Wahnsinn“ sprechen)

Jetzt Petition unterschreiben!

Schifffahrt ist fürs Klima genauso schlimm wie Kohle

Ein rießiges, voll beladenes Containerschiff fährt vor einer Küste entlang

© Ian Taylor / Unsplash

Obwohl die Schifffahrt für gute zwei Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, gibt es in diesem Sektor kaum politische Einschränkungen. Ein Report macht es deutlich: Im Jahr 2018 haben die Schiffe, die EU-Häfen anfahren oder von ihnen aus starten, 139 Millionen Tonnen CO2 emittiert. Im Vergleich zu den EU-Ländern würde die Schifffahrt alleine, gemessen an den ausgestoßenen Emissionen, auf Platz acht der größten Emittenten landen, hinter den Niederlanden. Die Schifffahrtsgesellschaft MSC hat 2018 für mehr Ausstöße gesorgt, als die Fluggesellschaft Ryanair. Auch Braunkohlewerke pusten nur unwesentlich mehr in die Luft. Die Expert:innen warnen, dass die Untätigkeit in der Schifffahrt die klimapolitischen Maßnahmen in anderen Bereichen wieder zunichtemacht. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens noch einzuhalten, braucht die Schifffahrt dringend strengere Regulierungen.

Den zugehörigen Artikel „Schifffahrt ist fürs Klima genauso schlimm wie Kohle“ von Alexandra Endres vom 09.12.2019 findet ihr bei Zeit Online.

Auch das Flüssiggas LNG, welches vermehrt als Treibstoff genutzt wird, trägt zu den hohen Emissionen bei. Der NABU forderte bereits strengere Klimaschutzvorgaben für die Schifffahrt. Erfahrt mehr darüber in unserem Klima– und Politikblog.

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