Good News
Das Meer und seine Bewohner geraten immer mehr in das Bewusstsein der Gesellschaft.
Nachrichten über unseren Umgang mit den Meeren sind oft erschreckend, aber es gibt auch Lichtblicke, die Ansporn sind, umzudenken.
EU-Umweltrat: Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt soll verringert werden
Pressemitteilung, 17.12.2024, BMUV
Wichtiger Schritt gegen versehentlich freigesetztes Kunststoffgranulat
Schätzungen der Europäischen Kommission zufolge werden jährlich 50.000 bis 180.000 Tonnen Kunststoffgranulat versehentlich freigesetzt, etwa beim Ver- oder Umladen oder durch undichte Behältnisse. Das ausgetretene Granulat wird zum Beispiel durch Wind oder Regen in die Umwelt weitertransportiert. Schädliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit oder die Umwelt können die Folge sein. Die Mitgliedstaaten der EU haben heute ihre gemeinsame Position („Allgemeine Ausrichtung“) zum Vorschlag der EU-Kommission beschlossen. Künftig soll der ungewollte Eintrag von Kunststoffgranulat in die Umwelt bei der Herstellung, dem Transport und der Verarbeitung vermieden und vermindert werden. Der Verordnungsentwurf sieht Maßnahmen für Wirtschaftsbeteiligte vor, die mit Kunststoffgranulat umgehen (Hersteller, Transporteure, Verarbeiter).
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Mikroplastik ist eine der zentralen Herausforderungen bei der weltweiten Verschmutzung durch Plastikmüll. Gelangt Mikroplastik in die Umwelt, dann verbleibt es nahezu ewig in Flüssen, Meeren und Böden. Viel zu häufig landet Mikroplastik über unsere Äcker in unseren Lebensmitteln und damit auf unserem Teller. Diese Plastikvermüllung muss gestoppt werden. International setzt sich Deutschland für ein möglichst umfassendes, verpflichtendes, globales UN-Abkommen gegen Plastikmüll ein. Zugleich gehen wir in der EU voran: Mit der Kunststoffgranulat-Verordnung wollen wir eine wichtige Quelle für Mikroplastik endlich schließen. Mir ist es wichtig, dass wir die Verordnung mit Augenmaß ausgestalten: Neue Vorgaben müssen nicht zwingend zu mehr Papierkram bei Unternehmen und Aufwand bei Behörden führen. Wir brauchen in der EU eine zukunftsfähige, praxistaugliche und verlässliche Rechtsgrundlage.“
Teil des Europäischen Green Deals und Ziel der EU ist es, die Einträge von Mikroplastik in die Umwelt bis 2030 um 30 Prozent zu verringern. Mikroplastik kann durch bewusst zugesetzte Mikroplastikpartikel aus Produkten und durch unbeabsichtigte Freisetzungen, zum Beispiel von Kunststoffgranulat, in die Umwelt gelangen. Durch das Eindringen von Mikroplastik in Luft, Gewässer und Böden sowie die Nahrungskette werden die Ökosysteme geschädigt, die biologische Vielfalt und gegebenenfalls auch die menschliche Gesundheit bedroht. Insbesondere die ungewollte Freisetzung von Kunststoffgranulat ist auf unzureichende Handhabungspraktiken zurückzuführen und demzufolge weitgehend vermeidbar.
Die Europäische Kommission hat im Oktober 2023 einen Verordnungsvorschlag vorgelegt, der darauf abzielt, die durch den unbeabsichtigten Eintrag von Kunststoffgranulat verursachte Umweltverschmutzung zu verringern. Dazu soll der Verlust von Kunststoffgranulat, verursacht durch die derzeitigen Handhabungspraktiken, möglichst weitgehend vermieden, eingedämmt und Verluste umgehend beseitigt werden. Kunststoffgranulat ist die drittgrößte Quelle für unbeabsichtigte Einträge von Mikroplastik in die Umwelt. Die EU-Kommission erwartet, mit dem vorliegenden Vorschlag einen wesentlichen Beitrag zum europäischen Reduktionsziel zu leisten.
Der Verordnungsentwurf enthält die Entwicklung einer standardisierten Methode zur Bemessung von Kunststoffgranulatverlusten und deren EU-weiten obligatorischen Anwendung. Wesentliche weitere Inhalte des Verordnungs-Vorschlags sind verbindliche technische, organisatorische und sonstige Anforderungen zur Vermeidung und Eindämmung von Kunststoffgranulatverlusten und umgehenden Beseitigung von freigesetztem Kunststoffgranulat. Ergänzend werden für mittlere und große Unternehmen Zertifizierungen gefordert.
Der Rat hat gegenüber dem ursprünglichen Kommissionsvorschlag Änderungen vorgenommen. Es wurden unter anderem einige Definitionen angepasst, Regelungen für Seeschiffe in EU-Häfen ergänzt, die Möglichkeit aufgenommen, der zukünftigen Verordnung auch über eine Ergänzung der Genehmigung nachkommen zu können. Deutschland strebt an, in den nun kommenden Trilogen weitere Verbesserungen in Hinblick auf die Effizienz der Regelungen zu erreichen, und hat dazu eine Protokollerklärung abgegeben.
Die heute beschlossene „Allgemeine Ausrichtung“ stellt die Grundlage des Rats für die anstehenden Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission im Rahmen von Trilogen dar. Mit einer Einigung zwischen dem Europäischen Parlament, der Europäischen Kommission und dem Rat ist in den nächsten sechs Monaten zu rechnen.
Diese Pressemitteilung findet ihr beim BMUV.
Bereits 2023 trat in der EU ein Verbot von Mikroplastik in Kraft, welches vom BUND jedoch als unzureichend kritisiert wurde. Die Freisetzung von Mikroplastik muss dringend gestoppt werden, denn es ist inzwischen überall, in der Arktis, in der Tiefsee und auch Luft.
Wie reagieren marine Nahrungsnetze auf Alkalinitätserhöhungen?
© Epipelagic / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
Pressemitteilung, 06.12.2024, GEOMAR
Erste Studie zeigt vielversprechende Ergebnisse
Der Ozean nimmt bereits heute ein Viertel bis ein Drittel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen auf, doch dieser Prozess führt auch zur Versauerung des Wassers. Durch den gezielten Eintrag von bestimmten Mineralien kann die Alkalinität des Meerwassers erhöht werden. Das bedeutet, dass das Wasser dann mehr CO2 chemisch binden kann, ohne weiter zu versauern. Welche Auswirkungen eine Alkalinitätserhöhung (Ocean Alkalinity Enhancement, OAE) auf die Umwelt hätte, ist noch wenig erforscht. Wissenschaftler:innen aus der Gruppe von Professor Dr. Ulf Riebesell am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel haben nun im Rahmen des europäischen Projekts OceanNETs in einem Experiment auf Gran Canaria erstmals die Reaktion von Zooplankton und mögliche Auswirkungen auf das Nahrungsnetz untersucht. Ihre Ergebnisse erscheinen heute in der Fachzeitschrift Science Advances.
Experiment im Riesen-Reagenzglas
Die Studie hat einen Ansatz gewählt, der die Meereschemie nur geringfügig stört: die CO₂-equilibrierte Alkalinitätserhöhung – eine Form von OAE, bei der der zu bindende Kohlenstoff bereits vom alkalisierten Wasser absorbiert wurde, bevor er in die Meeresumwelt freigesetzt wird. Für ihr Experiment setzten die Wissenschaftler:innen sogenannte KOSMOS-Mesokosmen ein (Kiel Off-Shore Mesocosms for Ocean Simulations) – große Behälter, die direkt ins Meerwasser gelassen werden und dort jeweils acht Kubikmeter Wassersäule isolieren. In diese wurden verschiedene Konzentrationen von Natriumkarbonat und -hydrogenkarbonat (auch als Soda, bzw. Backpulver bekannt) eingebracht – von keiner Alkalinitätssteigerung bis hin zur Verdopplung der natürlichen Alkalinität. Über einen Zeitraum von 33 Tagen wurde untersucht, wie sich die Alkalinisierung auf das Zooplankton auswirkt, das eine zentrale Rolle im marinen Nahrungsnetz spielt. Dafür analysierten die Forschenden eine Vielzahl von Parametern wie Biomasse, Produktion, Diversität und Fettsäuren des Zooplanktons.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Planktongemeinschaften stabil blieben und das Zooplankton die moderaten chemischen Veränderungen durch die CO2-equilibrierte OAE weitgehend tolerierte. Zwar verschlechterte sich während des Experiments die Nahrungsqualität der Schwebstoffe, von denen sich das Zooplankton ernährt, doch dies schien die Konsumenten nicht zu beeinträchtigen. Die Forschenden vermuten, dass die nährstoffarmen Bedingungen im Untersuchungsgebiet – ein charakteristisches Merkmal subtropischer Gewässer – mögliche indirekte Auswirkungen der OAE auf das Zooplankton abgemildert haben könnten.
Potenzial im Klimaschutz und weiterer Forschungsbedarf
Die Alkalinitätserhöhung könnte eine bedeutende Rolle bei der Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre im Kampf gegen den Klimawandel spielen. Wenn der Ozean mehr CO2 aufnehmen kann, ohne saurer zu werden, könnte er ein noch stärkerer Puffer gegen die globale Erwärmung werden und den Weg in eine Zukunft ebnen, in der kohlenstoffintensive Industrien durch erneuerbare Energien ersetzt, die Emissionen von Industrien, die nicht dekarbonisiert werden können, neutralisiert und historische Kohlenstoffemissionen sicher entfernt und gelagert werden. Es besteht jedoch noch dringender Forschungsbedarf, um die Auswirkungen auf das gesamte marine Ökosystem zu klären.
„Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass die CO2-equilibrierte Alkalinitätserhöhung das Zooplankton in dem untersuchten nährstoffarmen subtropischen Gebiet nur geringfügig beeinflusst und das Nahrungsnetz insgesamt stabil bleibt“, erklärt Erstautor Nicolás Sánchez, Doktorand am GEOMAR, „das sagt allerdings noch nichts darüber aus, wie andere marine Umgebungen darauf reagieren oder wie sicher andere, technisch besser umsetzbare OAE-Ansätze sind, die größere chemische Veränderungen im Meerwasser verursachen.“
Die Wissenschaftler:innen empfehlen daher, die Methode in verschiedenen Ökosystemen weiter zu erforschen, da es keinen universellen OAE-Ansatz geben wird, der überall anwendbar ist. Die Methode müsse an die jeweiligen Bedingungen angepasst werden. Sánchez: „Unsere Studie ist ein vielversprechender erster Schritt zur Definition eines verantwortungsvollen Rahmens für die Anwendung der Alkalinitätserhöhung.“
Originalpublikaton:
Sánchez, N., Goldenberg, S., Brüggemann, D., Taucher, J., & Riebesell, U. (2024). Plankton food web structure and productivity under Ocean Alkalinity Enhancement. Science Advances.
https://doi.org/10.1126/sciadv.ado0264
Förderung:
Das Projekt OceanNETs (Ocean-based Negative Emission Technologies; Ozeanbasierte Technologien zur Entfernung von Kohlendioxid) läuft von 2020 bis 2025 und wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union gefördert. Die Studie wurde co-finanziert von dem Helmholtz European Partnering Projekt Ocean-CDR.
Diese Pressemitteilung findet ihr beim GEOMAR.
Die Alkalinitätserhöhung des Ozeans zeigt Potenzial, CO2 zu binden und die Versauerung zu verringern, birgt jedoch Risiken, die weiter erforscht werden müssen. Trotz dieser vielversprechenden Ansätze bleibt der Kohleausstieg und die umfassende Reduktion von CO2 die wichtigste Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel.
Neues Fischereiforschungsschiff des Bundes in Litauen auf Kiel gelegt
Pressemitteilung, 06.12.2024, Thünen Institut
Es geht los: Der Bau des neuen Forschungsschiffs WALTHER HERWIG wurde am litauischen Werftstandort Klaipeda gestartet. Mit der Kiellegung beginnt im Ersatzbauprojekt eines der weltweit modernsten und leistungsfähigsten Schiffe für die deutsche Fischerei- und Meeresforschung die praktische Bauphase.
2027 soll die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) das Schiff als Reederin in Betrieb nehmen. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Thünen-Instituts wird mit diesem Schiff interdisziplinäre Fischereiforschung auf höchstem Niveau ermöglicht.
Vorgesehen ist, dass der Schiffskörper zunächst in Litauen mit den technischen Großkomponenten, wie beispielsweise der Motorenanlage, vorgefertigt wird. Ende kommenden Jahres soll der Rumpf nach Deutschland zur Auftraggeberwerft, der Fr. Fassmer GmbH & Co. KG, zur Endmontage verbracht werden. Die Indienststellung des Schiffes ist für Sommer 2027 geplant.
„Der Klimawandel verändert die Ökosysteme in den Meeren mit dramatischer Geschwindigkeit. Um die Auswirkungen auf die Fischbestände zu verstehen und der Politik Empfehlungen für deren nachhaltige Bewirtschaftung geben zu können, brauchen wir eine Plattform mit modernster Technik, von der aus wir die Veränderungen physikalischer Parameter ebenso beobachten und messen können wie Großwale.“ Mit diesen Worten verdeutlicht Dr. Gerd Kraus, Leiter des Thünen-Instituts für Seefischerei, den Nutzen des neuen Fischereiforschungsschiffs (FFS) des Bundes. Dieses hat Einiges zu bieten: Mit rund 85 Metern Länge und etwa 18 Metern Breite entsteht das größte Schiff in der Flotte der deutschen FFS. Es bietet Platz für ungefähr 46 Personen.
Kapitän: Neue Chancen für die Zusammenarbeit aller Beteiligten
BLE-Forschungsschiffkapitän Stefan Meier weist auf die besondere Aufgabe hin, das neue Fischereiforschungsschiff als zukünftiger Kapitän mit zu entwickeln und zu sehen, wie aus den Planungsunterlagen ein realer Schiffskörper heranwächst. „Ich bin gespannt auf die Herausforderungen, die das neue Schiff bringen wird. Es bietet in vielerlei Hinsicht neue Chancen für die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Crew und Reederei. Ich freue mich sehr darauf, mit dem Schiff in See zu stechen und zu beobachten, wie es sich vor allem in der rauen See des Nordatlantiks verhält. Hochinteressant ist es auch, mit der neuesten Technik an Bord zu arbeiten und diese verbesserten Möglichkeiten auszuprobieren und einzusetzen“, so Meier.
Modernste Ausrüstung für genaue Messmethoden
Zur Ausrüstung gehören unter anderem zehn Labore, Arbeitskräne, eine Vorrichtung für pelagische und demersale Fischerei sowie Twin-Trawling, ein Heckkran und ein Aussetzsystem für Forschungsarbeiten in der Tiefe. Ein großes freies Arbeitsdeck und diverse Container-Stellplätze dienen als multifunktionale Auslegung mit Zukunftsreserven. So ermöglicht es dem Thünen-Institut als Nutzer des Schiffes das Monitoring wichtiger Fischbestände, meeresökologische Untersuchungen mit modernsten Methoden, aber auch mee-reschemische und physikalische Messungen sowie die Erforschung von Auswirkungen der Fischerei auf die Meeresumwelt. Damit schafft die Bundesre-gierung eine Grundlage dafür, die nachhaltige Nutzung der lebenden Meeres-ressourcen und den Schutz der marinen Ökosysteme in Einklang zu bringen.
Klimaneutralität dank Methanol möglich FFS WALTHER HERWIG bekommt einen dieselelektrischen Antrieb.
Dank der Abgasnachbehandlung durch SCR-Katalysatoren und Rußpartikelfilter werden anspruchsvolle Abgasvorschriften erfüllt und damit der gesetzliche Standard übertroffen. Die Grenzwerte des „Blauen Engels“ für umweltfreundliches Schiffsdesign (RAL-UZ 141) und US EPA TIER IV werden ebenfalls unterschritten. Der Antrieb kann auf die Nutzung von Methanol als Kraftstoff umgerüstet werden (FuelReady).
Die Projektbeteiligten
Die Konzeption und Planung, das europaweite Vergabeverfahren sowie die technische Begleitung des Großprojektes übernahm federführend das Referat Schiffstechnik der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW), unterstützt von einem Projektteam, dem die BLE als Auftraggeber und Reederin sowie das Thünen-Institut als künftiger Nutzer angehören.
Diese Pressemitteilung findet ihr beim Thünen Institut.
Die moderne Fischereiforschung ist unverzichtbar, um den Zustand der Fischpopulationen und die Auswirkungen menschlicher Eingriffe sowie des Klimawandels auf marine Ökosysteme zu verstehen. Es ist zwar noch ein langer weg, aber das Forschungsschiff WALTHER HERWIG wird einen zentralen Beitrag dazu leisten, wissenschaftliche Erkenntnisse für eine „nachhaltige Bewirtschaftung“ und den Schutz der Meere zu gewinnen.
Verbot von Einweg-E-Zigaretten soll ins Elektrogesetz: Deutsche Umwelthilfe fordert nach Votum des Bundesrats schnellstmögliche Nachbesserung
Pressemitteilung, 22.11.2024, Deutsche Umwelthilfe
Berlin, 22.11.2024: Der Bundesrat hat sich heute für ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten in Deutschland ausgesprochen. Die Vertreterinnen und Vertreter der Bundesländer haben mehrheitlich für eine entsprechende Änderung der Novelle des Elektrogesetzes gestimmt. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßt dies und fordert die Bundesregierung auf, jetzt schnellstmöglich nachzubessern.
Das kommentiert Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH:
„Die Bundesländer haben unmissverständlich gezeigt: An einem Verbot von Einweg-E-Zigaretten führt kein Weg vorbei. Die jährlich mehr als 60 Millionen in Deutschland zur Entsorgung anfallenden Einweg-Vapes verschwenden nicht nur Ressourcen, sondern können bei falscher Entsorgung in der Umwelt Schadstoffe freisetzen und im Hausmüll oder Gelben Sack Brände verursachen. Der Vorschlag der Bundesregierung, ausgediente Vapes vom Handel zurücknehmen zu lassen, war von Anfang an unzureichend. Denn ohne Anreize dafür zu schaffen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher dies auch tun, ändert sich nichts an der katastrophalen Entsorgungspraxis. So oder so bleiben die Wegwerfgeräte in höchstem Maße klimaschädlich und gesundheitsgefährdend. Wir fordern Umweltministerin Lemke dazu auf, die Novelle des Elektrogesetzes schnell anzupassen, damit es noch im Dezember im Bundestag beschlossen werden kann.“
Diese Pressemitteilung findet ihr bei der Deutschen Umwelthilfe.
Endlich! Doch nicht nur Einweg-E-Zigaretten, sondern auch Einweg-Trinkhalme, Kaffekapseln und To-Go Becher sind Sinnbilder der Plastikflut und der moderne Wegwerfgesellschaft.
Für eine nachhaltige Entwicklung: Global denken und lokal handeln!
Unser Interview mit Dr. Kevin Riemer-Schadendorf, dem Leiter Nachhaltigkeit und Kommunikation bei der UmweltDruckerei, über nachhaltiges Wirtschaften, Klimaschutz und seine Liebe zum Meer.
Warum seid ihr die Druckerei, die wir empfehlen, wenn es darum geht, wirklich umweltfreundlich zu drucken?
Seit unserer Gründung im Jahre 2009 verfolgen wir einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz. Wir mussten unsere Prozesse nicht erst sukzessive ökologisch transformieren, sondern sind von Beginn an ökologisch aufgestellt.
Kannst du in ein paar Sätzen umreißen, was euch besonders macht?
Wir drucken ausschließlich mit Ökostrom und Bio-Farben auf 100 % Recyclingpapier. Die unvermeidbaren CO₂-Emissionen werden bei uns obligatorisch über öko-soziale Projekte kompensiert. Und natürlich sind wir Blauer Engel zertifiziert.
Und was ist das Besondere an euren Farben und Papieren? Recyclingpapier wird ja immer noch bei manchen kritisch für einen qualitativen Druck gesehen, dennoch erzielt ihr so großartige Ergebnisse: Unsere Flyer werden stets gelobt. Sie sind farbintensiv und tief dunkelblau, wie es sich für eine NGO mit unserem Namen gehört.
Das Vorurteil, dass Recyclingpapiere noch immer gräulich oder gelblich aussehen, hält sich seit Jahrzehnten hartnäckig. Doch das ist schon längst nicht mehr so! Wer sich kostenlos unsere Papiermuster bestellt, kann sich leicht davon überzeugen. Wir sind was Recyclingpapiere angeht stets auf dem neuesten Stand. Gerade wechseln wir auf das Circle Offset Premium White. Es hat die höchstmögliche Weiße im Rahmen der Blauen Engel-Zertifizierung (135 CIE). In Kombination mit unseren Bio-Farben bildet es die Grundlage für hochwertige Druckergebnisse. Diese veganen Bio-Farben basieren auf Pflanzenölbasis. Sie benötigen dazu keine umweltschädlichen Mineralöle, um euer sattes Dunkelblau zu erzeugen.
Ihr engagiert euch ja ebenfalls aktiv für den Umweltschutz. Fördert ihr in dem Kontext auch den Meeresschutz?
Richtig, wir engagieren uns primär für den Klima- und Artenschutz; vornehmlich in Deutschland, Europa und Afrika. Sowohl Natur- als auch Klima- und Meeresschutz können schwerlich getrennt voneinander betrachtet werden. Alles hängt miteinander zusammen.
Ein Beispiel ist die Korallenbleiche, die primär durch steigende Wassertemperaturen verursacht wird. Wenn das Klima sich erwärmt, stressen die hohen Temperaturen die Korallen, was zur Bleiche führt und das gesamte Ökosystem gefährdet. Exemplarisch sind Meeresschildkröten auf gesunde Korallenriffe angewiesen, da diese Lebensräume für viele ihrer Beutetiere bieten. Korallenbleiche beeinträchtigen somit die Nahrungsgrundlage der Schildkröten. Zudem sind die Eier der Schildkröten anfällig für Veränderungen im Klima, da Temperatur und Meeresspiegel direkte Auswirkungen auf ihre Brutstätten haben. Um die Meeresschildkröten zu schützen, supporten wir beispielsweise ein Artenschutzprojekt in Kenia. Gemeinsam haben wir vor Ort 1.200 Mangroven gepflanzt. Die Bäume leisten nicht nur einen wichtigen Klima- und Erosionsschutz, sondern dienen den Schildkröten und weiteren Arten als sicheres Brut- und Aufzuchtgebiet.
Das passt gut zu unserem eigenen Mangrovenschutzprojekt MANGREEN in Tamil Nadu. Hast du eigentlich eine persönliche Verbindung zum Meer?
Es gibt ja die Standardfrage, ob man eher ein „Berg- oder Meerestyp“ sei, wenn es um die Urlaubsplanung geht. Als Hamburger Jung bin ich am Wasser groß geworden, daher kann ich für mich ganz klar sagen: Meer! Sobald ich die Möglichkeit finde, springe ich ins Wasser – egal wie kalt das jeweilige Meer, der See oder Fluss auch immer ist. Ich wohne zur Hälfte in Hamburg und Berlin. Wenn ich nicht im Ausland am Meer bin, dann zieht es mich als Ausgleich nahezu jede Woche in die Hamburger Alsterschwimmhalle oder ins Berliner Prinzenbad.
Apropos Wasser: Kannst du unseren Leser:innen erklären, warum es bei uns im DEEPWAVE Büro nur noch Hahnenwasser oder soziales Wasser gibt? Und zwar seitdem wir deine sehr zu empfehlende Podcast-Folge bei ZWEIvorZWÖLF (Folge #32) gehört haben.
Das freut mich sehr! Und du hast meinen Begriff „soziales Wasser“ übernommen. Das ist zwar kein offizieller Begriff; beschreibt aber relativ gut, aus welchen zwei Perspektiven man Trinkwasser vornehmlich betrachten sollte; nämlich aus der ökologischen und eben aus der sozialen Perspektive. Sozial nenne ich das Wasser von Viva con Agua, da mit jedem Kauf weltweite Trinkwasserprojekte gefördert werden, denn noch immer haben über zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Vielleicht noch wichtiger ist die ökologische Betrachtungsweise. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass es völlig hanebüchen ist, hierzulande etwa Wasser von den Fiji-Inseln zu trinken. Da wird Wasser, stinknormales H₂O, am anderen Ende der Welt in Plastik abgepackt und einmal um die ganze Welt transportiert, um letztlich in Deutschland als sinnloser Müll zu enden oder gar wieder als Plastikmüll in die Türkei oder Malaysia exportiert zu werden, wo es in Deponien jahrhundertelang verrottet oder schlimmstenfalls in den Meeren als Mikroplastik endet. Eine wahrlich katastrophale Rohstoff-, Umwelt- und Klimabilanz. Und zudem völlig unnötig! Das Leitungswasser in Deutschland ist eines der am strengsten kontrollierten Lebensmittel. Wir bekommen es nahezu kostenlos aus dem Wasserhahn. Ich trinke es seit meiner Geburt. Wenn ich Menschen in Afrika oder Indien erzähle, dass wir reinstes Trinkwasser aus der Leitung bekommen, darin baden und damit sogar unsere Notdurft herunterspülen, bekommt man recht schnell ein Gefühl dafür, wie privilegiert wir in Europa leben. Wenn ich ihnen darüber hinaus erzähle, dass Menschen, trotz dieses Privilegs, dennoch lieber Wasser im Supermarkt kaufen, ernte ich zu Recht, nennen wir es, erstaunte Gesichter.
Du hast eben das Thema Umweltbilanzen angesprochen. Was ist für dich die wichtigste Schraube in der Bekämpfung der Klima- und Biodiversitätskrise? Und welche Rolle spielen Druckereien im Gesamtgefüge der Klimakrise?
Die wichtigste Schraube in der Bekämpfung der Klima- und Biodiversitätskrise ist die drastische Reduzierung des menschengemachten CO₂-Ausstoßes, insbesondere durch den Übergang zu erneuerbaren Energien, die Förderung nachhaltiger Landwirtschaft und die Verbesserung der Energieeffizienz samt Mobilitätswende. Dies reduziert nicht nur die Treibhausgase, sondern schützt letztlich auch Lebensräume, die für die Biodiversität entscheidend sind, indem wir die Umweltbelastungen verringern und die Resilienz der Ökosysteme stärken.
In diesem Gesamtkontext spielt jeder eine Rolle. Natürlich auch die Wirtschaft und entsprechend Druckereien, die ebenfalls Energie und Rohstoffe benötigen. Manche scheinen sich dieser Verantwortung, jedoch nicht vollends bewusst zu sein. Häufig weisen politische Parteien mit dem Finger auf die jeweilige Oppositionspartei oder gar auf die Regierungen der Nachbarländer oder die Unternehmen schieben die Schuld auf die Konsument:innen und umgekehrt. Schuldzuweisungen führen zu keinen Lösungen! Jeder trägt Verantwortung. Wie heißt es in Dürrenmatts Die Physiker noch gleich: „Was alle angeht, können nur alle lösen. Jeder Versuch eines Einzelnen, für sich zu lösen, was alle angeht, muss scheitern.“ Der menschengemachte Klimawandel ist natürlich ein globales Problem. Das wissen wir spätestens seit den wissenschaftlichen Studien des Club of Rome Ende der 1960er Jahre. Die Klimakrise kann nur gemeinsam gelöst werden durch internationale Kooperationen, multilaterale Abkommen und supranationale Institutionen.
Abschließend würden wir gerne in diesem Zusammenhang wissen: Was ist dein ganz persönliches Rezept gegen doom and gloom? Wie ermutigst du dich selbst bei all den schlechten Nachrichten jeden Tag?
Also in eine Weltuntergangsstimmung zu verfallen, halte ich natürlich für wenig erstrebenswert, obgleich wohl jeder bereits mal einen Hauch aus Melancholie und Pessimismus verspürte, wenn man jeden Abend in der Tagesschau die schlechten Nachrichten von Krieg, Klimakrise und Umweltverschmutzung ertragen muss. Ich hingegen klammere mich an die Maxime: Think globally, act locally. Versuche nicht, die Welt alleine zu retten, denn das wird dir nicht gelingen. Schaue einfach bei dir in der Nachbarschaft. Was gibt es dort für ökologische und soziale Probleme? Entscheide dich für eines und versuche dieses zu lösen, um damit die Welt ein kleines bisschen besser zu gestalten.
WWF: Neuausrichtung der Internationalen Meeresbodenbehörde dringend notwendig
Pressemitteilung, WWF, 02.08.2024
Auf der Jahrestagung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA, International Seabed Authority) in Jamaika wurde heute die Brasilianerin Leticia Carvahlo zur neuen Generalsekretärin gewählt. Kristín von Kistowski, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland, kommentiert:
„Der WWF begrüßt die Wahl von Leticia Carvahlo als neue Generalsekretärin der Internationalen Meeresbodenbehörde. Sie kann die Arbeit der Institution wieder auf einen wesentlichen Zweck der Behörde ausrichten – den Schutz des Meeresbodens. Wichtig dafür sind Transparenz und der Vorsorgeansatz bei allen Entscheidungen. Nur so lässt sich eine gesunde Tiefsee für zukünftige Generationen erhalten. In der noch laufenden Generalversammlung der ISA setzte sich vor allem Deutschland stark dafür ein, die Arbeitsprozesse in Zukunft transparenter zu gestalten und angemessen zu überprüfen.
Der internationale Widerstand gegen einen möglichen Tiefseebergbau wächst derweil ungebremst. In den vergangenen Wochen haben sich mit Österreich, Honduras, Guatemala, Tuvalu and Malta fünf weitere Länder der Forderung nach einem Moratorium, einer vorsorglichen Pause oder einem Verbot von Tiefseebergbau angeschlossen. Außerdem nehmen drei große Versicherer die Aktivität aus ihrer Versicherungsdeckung heraus. Der Software-Riese SAP trat einer Allianz aus inzwischen 52 Unternehmen bei, die sich für ein Moratorium für Tiefseebergbau aussprechen.
Wir dürfen nicht zulassen, dass der Meeresboden durch einzelne Unternehmen zerstört wird. Den hohen Preis dafür werden die Meeresumwelt und die Menschheit zahlen, während sich einige wenige mit dem Profit davonmachen. Wir brauchen keinen Tiefseebergbau, sondern müssen Ressourcen verantwortungsvoller nutzen und Kreislaufwirtschaft fördern. Eine intakte Tiefsee ist für alles Leben auf unserem Planeten von entscheidender Bedeutung.“
Hintergrund:
Der WWF fordert ein weltweites Moratorium für Tiefseebergbau, bis alle Auswirkungen solcher Vorhaben durch wissenschaftliche Forschung bekannt sind und sichergestellt ist, dass der Rohstoffabbau in der Tiefsee keine Schäden an der Meeresumwelt verursacht. Forschende verfügen heute erst über 1,1 Prozent des Wissens, das erforderlich ist, um wissenschaftlich fundiert zu entscheiden, ob Tiefseebergbau vorangetrieben werden kann. Gerade kürzlich sorgte eine neue wissenschaftliche Veröffentlichung für Aufsehen, die Sauerstoffproduktion fernab vom Sonnenlicht auf dem mit Metallknollen bedeckten Meeresboden in tausenden Metern Tiefe nachweist.
Laut einem Bericht des WWF werden für den notwendigen Übergang zu einer Wirtschaft ohne fossile Brennstoffe keine Mineralien aus der Tiefsee benötigt.
Diese Pressemitteilung findet ihr beim WWF.
Die Tiefsee ist ein einzigartiges und empfindliches Ökosystem, das für das Leben auf unserem Planeten von entscheidender Bedeutung ist. Die Zerstörung des Meeresbodens würde nicht nur einzigartige Lebensräume vernichten, sondern auch zahlreiche, noch unbekannte Arten unwiederbringlich auslöschen. Der wachsende Widerstand gegen den Tiefseebergbau zeigt, dass immer mehr Menschen die Dringlichkeit erkennen, dieses kostbare Habitat zu schützen.
Historisches Urteil zum Schutz des Wattenmeeres vor Borkum
Pressemitteilung, 18.04.2024, Deutsche Umwelthilfe (DUH)
Historisches Urteil zum Schutz des Wattenmeeres: Deutsche Umwelthilfe gewinnt Klage gegen Ölkonzern One-Dyas zum Stopp der Gasbohrungen vor Borkum
Berlin/Den Haag, 18.4.2024: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßt die Entscheidung der Rechtbank Den Haag, die geplanten Baumaßnahmen des Öl- und Gaskonzerns One-Dyas in der Nordsee sofort zu stoppen. Damit hat die DUH heute gemeinsam mit der Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland, der niederländischen NGO Mobilisation for the Environment (MOB) und der Stadt Borkum einen historischen Erfolg mit ihrer Klage gegen neue Gasbohrungen in der Nordsee erzielt. Die DUH kündigt nun auch rechtliche Schritte gegen die Ölförderung Mittelplate im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer an.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Die Entscheidung der Rechtbank Den Haag markiert einen Wendepunkt im Kampf für Klimaschutz und den Erhalt unserer Natur. Sie ist ein klares Signal dafür, dass der Schutz des UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer und anderer sensibler Ökosysteme Vorrang hat vor kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen. Staaten und Konzerne müssen sich jetzt klar machen: Klima- und Umweltschutz sind rechtliche Verpflichtungen und kein freiwilliger Luxus. Dieses Urteil ist ein historischer Schritt für eine Nordsee frei von schmutzigen fossilen Bohrplattformen und für den endgültigen Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern. Damit das Realität wird, machen wir weiter Druck und leiten nun auch rechtliche Schritte gegen die Öl-Förderung auf der Förderplattform Mittelplate im Nationalpark Wattenmeer ein.“
Jürgen Akkermann, Bürgermeister der Stadt Borkum: „Vor einigen Wochen bebte im Landkreis Diepholz zum wiederholten Male die Erde. Dadurch wurden Häuser beschädigt und die Bevölkerung verunsichert. Der Grund dafür war die nahegelegene Erdgasförderung. Für touristische Destinationen, die ausschließlich vom Tourismus und der Gesundheitsvorsorge leben, wie z.B. die ostfriesischen Inseln, wäre dies und die Belastung der Umwelt durch die Förderung verheerend. Wir freuen uns, dass mit diesem starken Signal aus Den Haag, eine wichtige Entscheidung für den Klima- und Umweltschutz, aber auch für den Küstenschutz der deutschen und niederländischen Inseln getroffen wurde.“
Bondine Kloostra, Rechtsanwältin: „Ich begrüße das Urteil ausdrücklich: Ein Teil der Genehmigung wurde für ungültig erklärt, weil die Gasbohrungen Stickstoffablagerungen in geschützter Natur verursachen. Das Gerichtsurteil unterstreicht, wie schlecht es um den Schutz der Natur in den Niederlanden bestellt ist. Es gibt noch viel zu tun, um unsere Natur und unsere Zukunft wirksam zu schützen und diesen Schutz konsequent rechtlich durchzusetzen.“
Bernd Meyerer, Sprecher der Bürgerinitiative ‚Saubere Luft Ostfriesland‘: „Zusammenarbeit zahlt sich aus! Dieser große Erfolg wurde möglich durch die grenzüberschreitende Bündelung von Engagement und Sacharbeit von vollkommen unterschiedlichen Organisationen. Sich für den Erhalt der Natur einzusetzen lohnt sich! Als nächste Schritte müssen nun die endgültige Absage der Genehmigung durch das deutsche LBEG und die Anerkennung und Unterschutzstellung der neu gefundenen Riffflächen durch die deutschen Naturschutzbehörden erfolgen.“
Stijn van Uffelen, Sprecher der niederländische NGO ‚Mobilisation for the Environment‘: „Dies ist sowohl ein Sieg für die Natur als auch für die Gerechtigkeit. Die Unternehmen der fossilen Energiewirtschaft können nicht einfach so weitermachen und müssen sich wie alle anderen an die Umweltvorschriften halten. Dennoch hat diese Klage einen üblen Beigeschmack. Es ist seltsam, über ein neues Bohrloch zu diskutieren, wenn sich die Regierung zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen verpflichtet hat. Es ist uns ein Rätsel, warum neue Bohrungen noch nicht einem generellen Verbot unterliegen.“
Die DUH und die anderen Umweltorganisationen hoffen nun, dass das Urteil auch in Zukunft zu einem verstärkten Schutz der Nordsee, anderer Meeresgebiete und dem Einhalten von Klimazielen beiträgt.
Hintergrund
Mit einer neuen Förderplattform wollte One-Dyas ein Gasfeld in der Nordsee erschließen, das zur Hälfte in der niederländischen und zur Hälfte in der deutschen Nordsee liegt. Die Plattform liegt knapp 500 Meter vor der deutschen Seegrenze und in unmittelbarer Nähe des UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer sowie mehrerer Natura-2000-Gebiete. Umweltverbände warnen, dass die Erdgasförderung im sensiblen Ökosystem Wattenmeer den Erhalt der Artenvielfalt gefährdet und den Klimazielen zuwiderläuft. Auch die Insel Borkum ist konkret bedroht. Die geringen jährlichen Fördermengen tragen selbst bei besten Förderbedingungen nicht mehr als 0,7 Prozent zum deutschen Erdgasverbrauch bei. Diesem Betrag stehen drohende CO2-Emissionen von bis zu 65 Millionen Tonnen gegenüber, wenn der Konzern seine Förderpläne in der Region umsetzt.
Diese Pressemitteilung findet ihr bei der DUH.
Dieses historische Urteil ist nicht die erste erfolgreiche Klage der DUH gegen die Gasbohrungen vor Borkum. Warum die Förderung von Erdöl und -gas so gefährlich ist, und wie sich DEEPWAVE dazu positioniert, könnt ihr hier nachlesen.
Endlich Klimaschutz auf See in Sicht
Pressemitteilung, 11.12.2023, Pressemitteilung NABU
Endlich Klimaschutz auf See in Sicht
2023 könnte Wendepunkt für Schifffahrtsbranche sein
Berlin – Neue Beschlüsse der EU und der UN-Schifffahrtsorganisation (IMO) könnten die Schifffahrt endlich auf einen Kurs Richtung Klimaschutz bringen. Schon ab Jahreswechsel muss für den CO2-Ausstoß gezahlt werden. Die Branche könnte so vom Nachzügler zum Vorreiter der Transformation werden. Das ist auch dringend nötig, denn etwa drei Prozent aller weltweiten Treibhausgasemissionen werden von der Schifffahrt verursacht. Wäre sie ein Staat, stünde sie ganz oben unter den Klimasündern, noch vor Deutschland. Das könnte sich jetzt ändern.
Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer: „Endlich kommt Bewegung in die Schifffahrt: Mit dem CO2-Preis, neuen Standards für Treibstoffe und Effizienz, sowie der Verpflichtung für Kreuzfahrtschiffe, die dreckigen Motoren im Hafen zu stoppen und stattdessen grünen Strom von Land zu beziehen, sind die Weichen endlich gestellt. Die Maßnahmen greifen leider noch nicht für alle Schiffe und müssen deutlich nachgeschärft werden, um das 1,5-Grad-Ziel in erreichbare Nähe zu rücken, aber der Anfang ist gemacht. Die Branche nimmt wie gewöhnlich den Weg des geringsten Widerstands. Erst wenn die Politik Grenzen zieht, werden nicht weiter hohe Profite zulasten von Natur und zukünftigen Generationen eingefahren.“
Die Weltmeere sind bisher in vieler Hinsicht ein rechtsfreier Raum, die Schifffahrt setzt auf den dreckigsten aller Treibstoffe, das giftige, aber billige Schweröl. 2023 hat die IMO (International Maritime Organization), eine Untergruppe der UN, eine Strategie zur klimafreundlicheren Schifffahrt verabschiedet, und die EU hat das Klimaschutzprogramm „Fit for 55“ mit ambitionierten Vorgaben für die Schifffahrt beschlossen. Auch in Deutschland beginnt endlich die Arbeit an einem Nationalen Aktionsplan Klimafreundliche Schifffahrt, wie es der NABU gefordert hat.
Sönke Diesener, NABU-Schifffahrtsexperte: „Wir müssen endlich rein in die sauberen Treibstoffe. Nur durch den vollständigen Ausstieg aus der Nutzung klimaschädlicher, fossiler Treibstoffe wie Schweröl und LNG kann die Schifffahrt Kurs auf Einhaltung der Pariser Klimaziele nehmen. Die EU geht voran, aber auch global ist die Einführung eines CO2-Preises dringend notwendig. Zum Glück steht dies schon beim nächsten Treffen der IMO auf der Agenda. Wenn die Regulierung 2024 so große Schritte macht, wie in diesem Jahr, blicken wir endlich vorsichtig optimistisch auf eine Branche, in der Klimaschutz noch vor wenigen Jahren ein Fremdwort zu sein schien. Der Rahmen steht, er muss nun mit Technologie, Ehrgeiz und Investitionen gefüllt werden.”
Diese Pressemitteilung findet ihr beim NABU.
2018 hat die europäische Schifffahrt 139 Millionen Tonnen CO2 emittiert – fast so viel wie Braunkohlewerke. Die Beschlüsse der EU sind ein Schritt in die richtige Richtung, trotzdem bedarf es noch weiterer Verbesserungen. So warnen auch Umweltverbände vor dem Ausbau der LNG-Technologie, welche häufig fälschlicherweise als umweltfreundlich beworben wird. Emissionen von Treibhausgasen und Methanlecks entlang der gesamten Lieferkette sind bedeutende Quellen für Umweltbelastungen und tragen zur Klimaerwärmung bei.
Globaler Rettungsplan für Flussdelfine
Pressemitteilung, 24.10.2023, WWF
11 Staaten unterzeichnen globale Flussdelfin-Deklaration
Heute haben 11 asiatische und südamerikanische Länder in Bogotá ein wegweisendes Abkommen unterzeichnet, um Flussdelfine vor dem Aussterben zu retten. Alle sechs Arten, die es weltweit noch gibt, sind auf der Roten Liste der bedrohten Arten der IUCN als gefährdet oder kritisch gefährdet eingestuft.
Die Globale Deklaration für Flussdelfine zielt darauf ab, den Rückgang aller Flussdelfinarten zu stoppen und die am stärksten gefährdeten Populationen zu vergrößern. Beispielsweise durch die Entwicklung und Finanzierung von Maßnahmen für die Beseitigung von Stellnetzen, die Verringerung der Verschmutzung, die Intensivierung der Forschung und die Ausweitung von Schutzgebieten.
Seit den 1980er Jahren sind die Populationen von Flussdelfinen weltweit um 73 % zurückgegangen, was auf eine ganze Reihe von Bedrohungen zurückzuführen ist. Darunter: nicht nachhaltige Fischereipraktiken, Staudämme, Wasserverschmutzung durch Landwirtschaft, Industrie und Bergbau sowie der Verlust von Lebensräumen durch den Menschen. Die jüngste Katastrophe von über 150 verendeten Flussdelfinen im Tefé-See, gelegen im Amazonasgebiet, zeigt, dass die Klimakrise zu einer rasant wachsenden Bedrohung geworden ist.
Flussdelfine leben in einigen der weltweit wichtigsten Flüssen (Amazonas, Mekong, etc.). Sie sind starke Indikatoren für die Gesundheit der Ökosysteme, in denen sie leben. Wo Süßwasserdelfinpopulationen leben, ist es daher wahrscheinlich, dass auch die Flusssysteme insgesamt in einem guten Zustand sind. Das ist elementar wichtig, schließlich versorgen Flüsse ebenfalls Hunderte von Millionen Menschen weltweit – Indigene gleichermaßen wie Bewohner:innen von Metropolregionen. Die Flüsse bewässern riesige Mengen an landwirtschaftlichen Flächen, treiben Industrie und Wirtschaft an und ernähren einen großen Teil der Tierwelt. Daher bedeutet ein Schutz der Flussdelfine gleichzeitig auch einen Schutz aller Lebewesen.
Während das globale Gesamtbild leider düster erscheint, haben sich die Schutzbemühungen – wo sie konsequent umgesetzt werden – als erfolgreich erwiesen. Die Population der Indus-Delphine beispielsweise hat sich in den letzten 20 Jahren dank gemeinsamer Maßnahmen von Regierung, Gemeinden und NGOs, darunter auch der WWF, fast verdoppelt. Auch die jüngste Zählung der Jangtse-Schweinswale zeigt einen Anstieg der Population um 23 % in den letzten fünf Jahren.
„Die heute unterzeichnete Flussdelfin-Erklärung ermöglicht den langfristigen Schutz der Flussdelfinpopulationen und -gebiete, während sie zeitgleich ein schnelleres Agieren von staatlicher Seite bei Tragödien, wie der am Tefé-See, fördert“, so Programmreferent Südamerika beim WWF Deutschland, Dr. Dirk Embert.
Hintergrund Flussdelfinarten:
Überlebende Arten von Flussdelfinen: Amazonas, Ganges, Indus, Irrawaddy, Tucuxi und Jangtse-Schweinswal. Der Jangtse-Schweinswal ist der einzige Süßwassertümmler der Welt, wird aber mit den anderen Süßwasserwalen unter dem Oberbegriff „Flussdelfine“ zusammengefasst. Alle Arten sind entweder „unmittelbar vom Aussterben bedroht“ (Irrawaddy-Delfin und Jangtse-Schweinswal) oder „vom Aussterben bedroht“ (Amazonas, Ganges, Indus und Tucuxi). Eine siebte Art – der Chinesische Flussdelfin – wurde 2007 für „wahrscheinlich ausgestorben“ erklärt.
Hintergrund Abkommen:
Die acht Säulen der Globalen Erklärung für Flussdelfine sind: Schaffung eines Netzes von Schutzgebieten; Verbesserung des Managements von Flussdelfingebieten; Ausweitung von Forschung und Überwachung; Einbeziehung lokaler Gemeinschaften und indigener Völker; Abschaffung nicht nachhaltiger Fischereipraktiken; Verbesserung der Wasserqualität und -quantität; Feier des #WorldRiverDolphinDay, um das Bewusstsein zu schärfen; verstärkte Bereitstellung von Ressourcen und Partnerschaften.
Diese Pressemitteilung findet ihr beim WWF.
Delfine sind intelligente und faszinierende Tiere, wie auch eines unserer Lieblingsbücher „Die Insel der Delfine“ von Fabian Ritter zeigt. Aber auch Haie und Rochen sind für ein gesundes Meeresökosystem unverzichtbar. Deshalb haben 1,1 Millionen Europäer:innen und über 100 NGOs ein Ende des Flossenhandels in der EU gefordert.
Landes-Pilotprojekt zu Geisternetzen startet in Schleswig-Holstein
Pressemitteilung, 02.10.2023, WWF
WWF koordiniert Suche, Bergung und Entsorgung von Geisternetzen in der Ostsee
Im September startete in Schleswig-Holstein das bundesweit zweite Pilotprojekt zur Bergung von Geisternetzen, das mit von einem Küstenbundesland verwalteten Fischereigeldern finanziert wird. Der WWF wird die Suche, Bergung und Entsorgung von Geisternetzen in der Ostsee federführend durchführen und dabei mit der Fischerei und den Behörden eng zusammenarbeiten.
Finn Viehberg, Leiter des WWF-Büros Ostsee, lobt den Einsatz der Landesregierung. „Die Bergung von Geisternetzen ist eine staatliche Aufgabe. Schleswig-Holstein kommt nun dieser Verantwortung nach und hat dabei auch die Entwicklung einer langfristigen Lösung im Blick. Der WWF freut sich, diesen Weg gemeinsam mit dem Land zu gehen.“
Mit der vom WWF entwickelten Sonarsuche werden die Netze in Küstenfischereigebieten ausfindig gemacht, um sie anschließend zu bergen und zu entsorgen. Die Fischereibetriebe unterstützen dabei mit ihren Kuttern. „Es ist wichtig, die Fischerei einzubinden. Die Fischer kennen ihr Revier und sind eine wertvolle Unterstützung für das Projekt“, erklärt Finn Viehberg.
Die Empfehlungen aus dem Pilotprojekt sollen am Ende zu einer langfristigen Lösung für das Problem verlorener Fischernetze führen. Klare Regelungen können die Fischereibetriebe auch dazu motivieren, Netzverluste durch Unfälle auf See zu melden, damit eine zeitnahe Bergung möglich ist. Ziel des WWF ist es, dass Schleswig-Holstein und die anderen Küstenländer die Such- und Bergungseinsätze in Zusammenarbeit mit den Fischereien in Zukunft selbst durchführen.
Das Projekt „Verlorene Fischernetze Schleswig-Holstein“ läuft für zwei Jahre und wird vom Land Schleswig-Holstein mit 260.000 Euro aus Eigenmitteln und aus dem Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfond (EMFAF) gefördert. Es findet in enger Zusammenarbeit mit der Abteilung Fischerei des Landwirtschaftsministeriums und der Abteilung Meeresschutz des Umweltministeriums des Landes Schleswig-Holstein statt.
Seit 2013 entwickelt und erprobt der WWF verschiedene Methoden zur Suche und Bergung von Geisternetzen. Mehr als 26 Tonnen Schlepp- und Stellnetze konnte die Umweltschutzorganisation seit 2015 aus der Ostsee bergen. Dafür hat der WWF bisher über 1,5 Millionen Euro aus eigenen Mitteln in die Entwicklung und Erprobung investiert.
Hintergrund
Als Geisternetze bezeichnet man herrenlose Fischernetze, die teils jahrzehntelang im Wasser treiben können oder am Meeresboden liegen. Sie bestehen aus Kunststoff und können etwa 30 – 50 Prozent des Plastikmülls in den Meeren ausmachen. Oft werden die herrenlosen Netze zur tödlichen Falle für Seevögel, Fische oder Meeressäuger. Nur indem Geisternetze aus dem Wasser entfernt werden, lässt sich verhindern, dass sie mit der Zeit zu Mikroplastik zerfasern, und sich so Kunststoffe in der Nahrungskette anreichern.
Diese Pressemitteilung findet ihr beim WWF.
Geisternetze verursachen einen großen Teil der Plastikverschmutzung im Meer. 2018 schätzte die FAO (Food and Agriculture Organization), dass jährlich etwa 640 000 Tonnen Fischereinetze weltweit in den Ozeanen landen. Das UN-Plastikabkommen, das diesen November verhandelt wird, ist auch deshalb ein besonderer Erfolg, weil es auch auf Geisternetze verweist.