Eindrücke aus unseren Projekten
DEEPWAVE Filmfestival zum Schutz der Meere 2022
Ewige Nacht in der Arktis, träumende Korallenriffe, Fischerdörfer gegen Industrietrawler und ein rätselhaftes Wesen aus der Tiefsee: auf dem DEEPWAVE Festival treffen internationale Kurzfilme auf Gäste aus Wissenschaft und Meeresschutz und ein großartiges Publikum.
Als Eröffnung lief dieses Jahr eine Premiere von Philipp Grieß, der Kurzfilm „Above and Below the Ice“ mit noch nie gezeigten Aufnahmen der MOSAiC Arktisexpedition. Philipp Grieß war im Anschluss live vor Ort im Gespräch mit David Dinçer, dem Regisseur von „The Coral Guardian“.
In einem weiteren Themenblock ging es um das Leben und Überleben als Fischer, die Podiumsdiskussion mit Sebastian Rakers vom Hamburger Start-Up BLUU Seafood und Aline Kühl-Stenzel vom NABU gab unserem Publikum Einblicke in aktuelle Diskussionen und Antworten auf eigene Fragen.
Das ganze Programm findet ihr auf unserer Filmfestivalseite.
Moderiert von Andrea Gerhard, eröffnet von unserem Botschafter Frederik Götz.
Fotos von Jochen Quast
Walhaie
Fotos von Noemi Merz
Das erste Mal, dass ich das Privileg hatte, mit einem Walhai unterwasser zu sein, war auf einem Tauchurlaub mit meinem Vater in Thailand vor beinahe fast zehn Jahren. Ich kann mich noch ganz genau an diesen Moment erinnern. Diese innere Aufregung, die Vorfreude, der Nervenkitzel, als plötzlich dieses große Wesen mit weißen Punkten auf uns zukommt und an uns vorbeigleitet. Die Präsenz eines Walhais hat eine ganz besondere Energie und plötzlich empfindet man innere Ruhe und Stille, fast so als würde die Zeit für einen Augenblick still stehen. Damals hätte ich mir nicht erträumen können, dass ich nur drei Jahre später für vier Monate tagtäglich dieses Gefühl spüren durfte.
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Als Volunteer war ich auf den Philippinen für eine Meeresschutzorganisation tätig und hatte die Aufgabe, Walhai Individuen zu dokumentieren und diese anhand ihres einzigartigen Punktemusters zu identifizieren. Die tägliche Identifizierung der verschiedenen Walhai-Individuen half uns besser zu verstehen, wie groß die dortige Walhaipopulation ist, wie viel Zeit einzelne Walhaie an der Küste verbringen und ob sie auch längere Zeiträume verschwinden und potenziell zu anderen Orten migrieren.
Als ich nun das erste Mal mit zu einer so genannten ID-Session durfte, fand ich mich plötzlich umgeben von zehn Walhaien, die um ehrlich zu sein abgesehen von ihrer Größe nicht wirklich verschieden aussahen. Die anderen Volunteers, die schon etwas länger dort waren, konnten schon nach einem kurzen Blick auf das Punktemuster an den Seiten zwischen Rückenflosse und den Pektoralflossen bestimmen, welches Hai-Individuum vor ihnen schwimmt. Zu diesem Zeitpunkt schien mir das unmöglich und ich hatte großen Respekt davor, dass alle anderen bereits die ganzen Haie vor Ort kannten. Als ich an diesem Nachmittag meine ID-Bilder mit der Walhai-Database verglich, um die einzelnen Haie dieses Tages zu identifizieren, hatte ich wirklich Schwierigkeiten, diese zuzuordnen. Ein anderer Volunteer, der mir dabei half, gab mir den Tipp, ich solle mir Eselsbrücken zu den einzelnen Haien ausdenken, eine Art Geschichte, anhand dessen was ich in den Punkten des Musters sehen konnte. Am Anfang fiel es mir sehr schwer, aber bereits nach nur ein paar Tagen konnte ich schon einzelne Walhaie auseinanderhalten. Der größte Walhai war 43, ihn zu erkennen war sehr einfach, denn auf seiner rechten Pektoralflosse zeichnete das Punktemuster eine Sieben. Ein sehr kleiner Walhai, Nummer 224, hatte verhältnismäßig sehr kleine und feine Punkte. 224 war mein Lieblingshai, ihn zu sehen erfüllte mich jedes Mal mit Freude, denn nicht nur das Punktemuster ist einzigartig, sondern die einzelnen Verhaltensweisen und Charaktere der Haie sind auch unterschiedlich. 224 war sehr neugierig und auch sehr „quirlig“ im Wasser unterwegs, was mir sehr gefallen hat. Ein anderer Hai, den ich schnell von anderen unterscheiden konnte, war 204, denn oberhalb seiner beiden Pektoralflossen formten sich zwischen den Punkten mehrere nebeneinander liegende Linien, die mich sehr an das Muster von Zebras erinnerten. Auch 188 hatte ein Muster, das einfach zu bestimmen war. Viele seiner Punkte waren auf beiden Pektoralflossen sehr ähnlich von Linien umgeben, wobei einmal vier Punkte von Linien umkreist waren und darunter ein einzelner Punkt ebenso umkreist war. Nach einem Monat konnte ich ungefähr 35 Individuen binnen Sekunden unterwasser identifizieren, dies ermöglichte mir zusätzlich auch Individuen zu erkennen, die nach längerer Zeit zu uns an die Küste zurückgekehrt sind oder bisher noch nicht identifiziert worden waren. Zu dem Zeitpunkt, als meine vier Monate mit den Walhaien vorbei waren, waren bereits über 300 Individuen in der Database registriert und mit einigen davon durfte ich täglich mehrere Stunden im Wasser teilen. An meinem letzten Tag nahm ich meine eigene Unterwasserkamera mit, um diese wundervollen Kreaturen zu fotografieren und um erneut zu reflektieren, wie viele tolle und so pure Momente ich mit ihnen unterwasser verbringen durfte. An diesem Tag war das Wasser kristallklar, die Sonnenstrahlen brachen sich an der Wasseroberfläche und ich durfte unter diesen magischen und besonders großartigen Konditionen ein letztes Mal Zeit mit den Haien verbringen und mich auch von ihnen verabschieden. Diesen letzten Tag werde ich wohl nie vergessen und erfreue mich noch heute sehr daran, dass ich mich durch meine Bilder dieses Tages immer wieder an meine Zeit mit diesen wundervollen Kreaturen erinnern darf.
Noemi Merz für DEEPWAVE
Am Rheinufer
Bilder von Ruth Grosse
Das Meer beginnt in den Flüssen…
Die Tiefsee
Die Tiefsee – auch wenn die dort herrschende völlige Dunkelheit und der extrem hohe Druck es vielen von uns immer noch unwahrscheinlich erscheinen lässt – ist alles andere als lebensfeindlich. Die Tiefsee ist das größte Ökosystem unseres Planeten, in ihr leben unzählige Tier- und Pflanzenarten und nur ein Bruchteil ihrer Ökologie ist bereits erforscht.
Trotzdem ist der Tiefseebergbau auf dem Vormarsch und stellt eine der größten Bedrohungen für die Tiefsee – und unseren Planeten – dar.
Deshalb haben wir uns bei DEEPWAVE gefragt: „Was ist eigentlich da unten, was wir zerstören, wenn wir Tiefseebergbau betreiben?“
Hier seht ihr ein paar Antworten.
Hintergründe der Bilder:
1: Der schwarze Raucher „Kandelabra“ in 3.300 Meter Wassertiefe im Logatchev Hydrothermalfeld am Mittelatlantischen Rücken / © MARUM − Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen / Wikimedia Commons (CC BY 4.0)
2: Helle Tiefsee-Kaltwasserkorallen, die auf dunklem Meeresgrund wachsen / © NOAA Office of Ocean Exploration and Research, Deep-Sea Symphony: Exploring the Musicians Seamounts / Wikimedia Commons (PD)
3: Seestern in einem Manganknollenfeld, aufgenommen von ROV KIEL 6000 während Expedition SO239 / © ROV-Team/GEOMAR / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
4: Seestern zwischen Manganknollen / © ROV KIEL 6000, GEOMAR / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
5: Seegurke Psychropotes longicauda auf Manganknollen / © ROV KIEL 6000, GEOMAR / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
6: Anemone zwischen Manganknollen / © ROV KIEL 6000, GEOMAR / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
7: Der Gespensteroktopus, Casper, der seine Eier im Schwamm auf Manganknollen ablegt / © NOAA Office of Ocean Exploration and Research, Hohonu Moana 2016 / Wikimedia Commons (PD)
8: Ein Pluto-Rochen, gefunden auf eisenhaltigem Sandgrund mit Manganknollen / © Ed Bowlby, NOAA/Olympic Coast NMS; NOAA/OAR/Office of Ocean Exploration / Wikimedia Commons (PD)
Die Fotos 4 bis 6 wurden mit den Kameras des ROV KIEL 6000 während der Expedition SO268 am Meeresboden der Clarion Clipperton Zone (CCZ) erstellt. Die Expedition war Teil des Projekts JPIO MiningImpact. Es untersucht den Einfluss, den ein potenzieller Manganknollen-Abbau in der Tiefsee auf dortige Ökosysteme hätte.
Mangrovenschutzprojekt MANGREEN
Seit dem Jahr 2005 haben wir in Zusammenarbeit mit unserem indischen Partner OMCAR erfolgreich den Küstenschutz in Tamil Nadu bei der Bevölkerung verankern können.
Mehr zu unserem Mangrovenprojekt:
Ausstellung „Haie – Die Sheriffs der Meere“
Der Hai…
… hat bei uns den Ruf eines Killers, einer Unterwasser-Mordmaschine. Als Fabeltier und Monster verschrien, fand er seine Rolle in einem pseudorealen Szenario auf der Kino-Leinwand. Hier wurde er uns als das Monster vorgeführt, das Synonym für eine ganze Tierrasse werden sollte – der “Weiße Hai“. Viele Naturvölker haben ihn – im Gegensatz zu uns Industrienationen – so nie empfunden und mit ihm zusammengelebt. Sie haben ihn akzeptiert, sich arrangiert, ihn sogar verehrt.
Heute wissen wir: den Ruf, ein Menschenfresser zu sein, hat er nicht verdient. Im Gegenteil, wir wissen um seine Position im Tierreich, seine Funktion und Aufgabe.
Die Haie sind Knorpelfische, sie verfügen im Gegensatz zu den uns bekannten Fischen weder über eine Schwimmblase, noch über Gräten … sie sind cirka 400 – 350 Millionen Jahre alt. Der bekannteste Ur-Hai, der Megalodon, wurde 16 Meter lang, und Mythen wollen uns glauben machen, er lebe heute immer noch in der Tiefssee. Einige Haiarten bringen ihren Nachwuchs lebend zur Welt, andere legen Eier. Es gibt Vegetarier und Fleischliebhaber. Rund 500 verschiedene Arten sind bekannt: Große, die 12 Meter lang werden, und kleine mit einer Gesamtlänge von nur 25 Zentimetern.
…und wir von der Meeresschutzorganisation DEEPWAVE möchten Ihnen diese Tiere nahe bringen, indem wir eine Auswahl der ausdrucksstarken Fotos präsentieren. Und die Situation aufzeigen, in der der Hai heute lebt.
Mehr zu der im Jahr 2011 veranstalteten Fotoausstellung in den Blogbeiträgen:
Erfolgreiche Eröffnung Fotoaustellung „Haie – Die Sheriffs der Meere“
Über die Fotografin
Im Alter von 16 Jahren fing die Niederländerin Angelika Honsbeek mit ihrer Leidenschaft, dem Tauchen, an – nunmehr vor 25 Jahren. Hauptberuflich ist sie in der niederländischen Botschaft in Berlin tätig, ihre Freizeit widmet sie dem Reisen und dem Tauchen. Diese Begeisterung, die sie auf ihrer Website und mit ihren Fotos dokumentiert, ist der Unterwasserwelt gewidmet – vom winzigen Seepferd auf den Philippinen, bis hin zum Walhai in Patagonien.
Angelika Honsbeek hat sich ihr eigenes Bild von den Haien machen können, zum Beispiel als sie auf den Bahamas war. Manchmal habe es dort schon “Körperkontakt“ gegeben, jedoch der Organisator der Haisafari bereitete alle Taucher auf die Tauchgänge vor und erinnerte immer wieder daran, nicht den Augenkontakt mit den Tieren zu verlieren. So kam sie den Raubtieren hautnah und zeigt uns nun ihre Faszination für diese majestätischen Riesen. Mit ihren Fotos hat sie internationale Preise gewonnen.
© Angelika Honsbeek (www.angelikahonsbeek.com)