Pressemitteilung, 17.05.2023, BUND
BUND, DUH und Whale and Dolphin Conservation legen Bericht zum Schutz des Wals vor.
- Schweinswal in zentraler Ostsee durch Stellnetze bedroht
- Akustische Pinger dürfen wegen Marine nicht benutzt werden
- Ende der Stellnetzfischerei im Verbreitungsgebiet letzte Option
Zum Internationalen Tag des Ostseeschweinswals am 21. Mai fordern der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Whale and Dolphin Conservation (WDC) in einem gemeinsamen Bericht die drastische Reduzierung oder Schließung der Stellnetzfischerei im Verbreitungsgebiet des Ostseeschweinswals. Nur so kann sich die vom Aussterben bedrohte Schweinswalpopulation in der zentralen Ostsee erholen. Die Verbände machen in ihrem Bericht konkrete länderspezifische Vorschläge für die Einschränkung der Stellnetzfischerei in Gewässern von Deutschland, Schweden, Finnland, Polen und den baltischen Staaten.
„Es ist höchste Zeit, dass Deutschland und die anderen Ostsee-Anrainerstaaten endlich effektive Maßnahmen für den Schutz des Ostseeschweinwals ergreifen und den EU-Aktionsplan schnell in die Tat umsetzen. Jeder Schweinswal, der als Beifang im Stellnetz endet, ist ein Tier zu viel. Die Zukunft einer einzigartigen Spezies ist in Gefahr“, erklären die Verbände gemeinsam. „Die Reduzierung des Beifangs ist nur eine Möglichkeit, um den Schweinswal in der zentralen Ostsee zu retten. Die Auswirkungen durch Unterwasserlärm, Klimakrise und Verschmutzung machen ihnen das Leben schwer und müssen unbedingt mitgedacht werden.“ Die EU-Kommission hatte in ihrem “EU-Aktionsplan zum Schutz und zur Wiederherstellung mariner Ökosysteme für eine nachhaltige und widerstandsfähige Fischerei“ im Februar 2023 ähnliche Maßnahmen vorgeschlagen. Jedoch hakt es an der Umsetzung.
Akustische „Pinger“-Geräte kommen als einzige technische Lösung aktuell nicht zum Einsatz
Eine technische Lösung für den Schutz des Schweinswales sind sogenannte Pinger (akustische Warnmelder am Netz). Diese akustischen Warnmelder werden an den Stellnetzen angebracht und halten die Schweinswale von den Netzen fern. Für die Gewässer außerhalb von Schutzgebieten sind Pinger bisher die einzige technische Lösung, um das qualvolle Ertrinken der Wale in den Netzen zu verhindern. Auch der Internationale Rat für Meeresforschung empfiehlt diese Methode. In ihrem Bericht kritisieren die Umweltverbände, dass sich die Marine in einigen Ostsee-Anrainerstaaten gegen den Einsatz von Pingern wehrt. Ihrer Begründung nach, stören die akustischen Warnsignale militärische Aktivitäten. Auch die Deutsche Bundeswehr gehört zu den Kritikern von Pingern.
Reduzierung oder Schließung der Stellnetzfischerei letzte Option
Aufgrund der Pinger-Blockade steht der Prozess für einen besseren Schutz des Ostseeschweinswals bereits seit 2021 still. Einzige Chance für den Ostseeschweinswal: Die Stellnetzfischerei muss jetzt dort drastisch reduziert oder beendet werden, wo noch die letzten Schweinswale leben. In ihrem Bericht empfehlen die Verbände zum Beispiel die Schutzgebiete „Westliche Pommersche Bucht“ und „Rönnebank-Adlergrund“ für die Stellnetzfischerei zu schließen. Denn nur so lässt sich der Beifang ohne den Einsatz von Pingern in dem Maße reduzieren, dass die Population des Ostseeschweinswals eine Überlebenschance hat.
Hintergrund
Wissenschaftliche Studien gehen davon aus, dass die Schweinswalpopulation der zentralen Ostsee nur noch etwa 450 Individuen umfasst und dem Verlust von nur einem Tier pro Jahr nicht dauerhaft standhalten wird. Derzeit sterben in dem Gebiet jedoch jedes Jahr geschätzt drei bis sieben Schweinswale als Beifang.
In dem EU-Aktionsplan geht die EU-Kommission auf die Bedrohung der Schweinswalpopulation in der zentralen Ostsee durch Beifang in der Stellnetzfischerei ein und fordert mehr Ambition von den Mitgliedstaaten, nationale Maßnahmen einzuführen, die den Beifang der Kleinwale so weit reduzieren, dass sich die Population vollständig erholen kann.
Diese Pressemitteilung findet ihr beim BUND.
Was es mit den Pingern und der Kritik der Bundeswehr auf sich hat, könnt ihr in dieser gemeinsamen Pressemitteilung von DEEPWAVE und 14 weiteren Umweltschutzverbänden nachlesen.