Pressemitteilung, 05.04.2023, WWF
Gemeinsamer Appell der Umweltverbände an Ministerpräsidentin Schwesig
Vor dem morgigen Besuch von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in Sassnitz auf Rügen warnen die Umweltverbände BUND Mecklenburg-Vorpommern, Deutsche Umwelthilfe (DUH), NABU Mecklenburg-Vorpommern sowie der WWF Deutschland vor irreparablen Schäden eines LNG-Terminals direkt vor der Insel Rügen oder an anderen Standorten im Ostseeraum.
Die Verbände sprechen sich nicht nur gegen den inzwischen verworfenen Standort der LNG-Terminals vor dem Seebad Sellin aus, sondern auch gegen einen Standort im Hafen Mukran, sowie gegen andere offshore Standorte in der Ostsee. Denn auch für diese alternativen Standorte soll offenbar eine Offshore-Pipeline gebaut werden. Diese würde ein großes Meeresnaturschutzgebiet belasten und durch sensible und geschützte Lebensräume und Teile des Greifswalder Boddens führen, was unakzeptable negative Auswirkungen auf dortige Ökosysteme zur Folge hätte. Zudem wäre nach Informationen der Umweltverbände beim Standort Mukran aus Platzgründen der Bau eines großen Offshore-Anlegers vor dem Hafen notwendig, der den Tourismus auf der Insel, geschützte Meeresbiotope und die Strömungen und Küstenmorphodynamik beeinträchtigen würde. Die östlich vom Hafen Mukran liegenden, geschützten Riff-Biotope könnten durch ein Vorhaben dieser Größe sogar vollständig vernichtet werden.
Es ist somit klar: küstennahe und küstenferne LNG-Standorte bei Rügen würden die verschiedenen Ökosysteme der Ostsee in erheblichem Maße und unwiderruflich schädigen und damit auch die Lebensgrundlage für Insel-, sowie Meeresbewohner. Die Verbände appellieren deshalb an Ministerpräsidentin Schwesig, die LNG-Pläne vor Rügen vollends aufzugeben:
Corinna Cwielag, Geschäfgtsführerin BUND Mecklenburg-Vorpommern: „Die Energieversorgung kann nicht auf Kosten von Ökosystemen gelöst werden. Die Bundesregierung muss ihre Verantwortung wahrnehmen und dem Bau weiterer und erwiesenermaßen unnötiger LNG-Anlagen stoppen.“
Sascha Müller-Kraenner, DUH-Bundesgeschäftsführer: „Egal ob Sellin, Mukran oder küstenfernere Standorte – vor Rügen darf kein LNG-Terminal entstehen. Die massiven Umwelt- und Klimaauswirkungen dieses Vorhabens sind zu gravierend. Ministerin Schwesig muss die Pläne verwerfen – der Schutz der Ostsee und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner muss an erster Stelle stehen.“
Rica Münchberger, Landesgeschäftsführerin NABU Mecklenburg-Vorpommern: „Sowohl der Bau als auch der langdauernde Betrieb werden zur Zerstörung empfindlicher und geschützter Lebensräume, zur Dauerbelastung bedrohter Meeressäugetiere, Rast- und Zugvögel sowie nicht zuletzt der Fischwanderrouten und des bedeutendsten Heringslaichgebietes der westlichen Ostsee führen. Für diesen Naturraum und seine Funktionsfähigkeit trägt Mecklenburg-Vorpommern die Verantwortung und steht in der Pflicht, ihn zu schützen.“
Finn Viehberg, Leiter WWF-Büro Ostsee: „Die Pläne für den geplanten LNG-Ausbau sind überdimensioniert, daran ändert eine Standortverschiebung nichts. Es besteht kein Bedarf an zusätzlichen LNG-Anlagen auf Rügen. Angesichts der Klimakrise können wir es uns nicht leisten, die Abkehr von fossilen Energieträgern Jahrzehnte in die Zukunft zu verschieben, während Natur und Umwelt den Preis dafür weiterhin zahlen. Wir müssen unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen beenden und auf erneuerbare Energien umsteigen, bevor es zu spät ist“.
Diese Pressemitteilung findet ihr beim WWF.
In Brunsbüttel wurde bereits Anfang 2023 ein LNG-Terminal eingeweiht. Zu diesem Anlass forderten der BUND und NABU die Überarbeitung gesetzlicher Grundlagen.
Um künftig Informationen für das Management der Meeresschutzgebiete in der Ostsee zu liefern, wurde vor Rügen die erste schwimmende Messstation in Betrieb genommen.