Pressemitteilung, NABU, 11.11.2019

Miller: Deutschland muss sich für ambitionierten Klimaschutz stark machen, auch gegen den Widerstand der Reeder

London/ Berlin – Anlässlich des Arbeitsgruppentreffens der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) zum Klimaschutz in London fordert der NABU die Regierungsvertreter auf, sich für strenge Klimaschutzvorgaben für die Schifffahrt einzusetzen. Bereits heute entsprechen die Emissionen der Seeschifffahrt rund drei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes. Damit ist der Sektor für mehr schädliche CO2-Emissionen verantwortlich als Deutschland. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen könne sich dieser Anteil künftig auf bis zu 17 Prozent vervielfachen. Das Treffen in London müsse unbedingt genutzt werden, um schnell wirksame Maßnahmen zu verabschieden.

„Die Schifffahrt ist viel zu lange von internationalen Klimaschutzvereinbarungen ausgenommen worden, nun muss umso schneller umgesteuert werden. Das selbstgesteckte Ziel, die Treibhausgasemissionen des Sektors um 50 Prozent bis zum Jahr 2050 zu reduzieren, reicht bei weitem nicht aus“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, muss auch die Schifffahrt ihre CO2-Emissionen auf null senken. Die Weltgemeinschaft kann es sich nicht leisten, der Branche einen Freibrief für weitgehende Untätigkeit in Sachen Klimaschutz auszustellen. Die Bundesregierung muss sich in den internationalen Gremien für ambitionierten Klimaschutz stark machen, nötigenfalls auch gegen den Widerstand der Reeder.“ Die selbstgesteckten Minderungsziele des Sektors blieben hinter den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens zurück.

Sönke Diesener, NABU Schifffahrtexperte: „Klare Zielvorgaben im Einklang mit den Pariser Klimazielen sorgen nicht nur für tatsächlich sinkende CO2-Emissionen, sie geben der maritimen Wirtschaft auch Planungssicherheit und wirken als Innovationstreiber für die ganze Branche. Die nötigen Technologien sind weitgehend bekannt. Nun geht es darum einen Rahmen zu schaffen, der klima- und umweltfreundliche Antriebe zum neuen Standard auf den Weltmeeren werden lässt.“

Hintergrund:
Im Jahr 2018 hat die IMO ihre erste Treibhausgasminderungsstrategie beschlossen. Diese sieht eine Halbierung der CO2-Emissionen bis 2050 im Vergleich zum Jahr 2008 vor. Bisher fehlen aber konkrete Mechanismen, um das Erreichen des Ziels sicherzustellen. Bis 2023 ist vereinbart, einen Katalog kurzfristig wirksamer Maßnahmen zu beschließen, die den Treibhausgasausstoß zunächst durch Veränderungen im Schiffsbetrieb und Effizienzsteigerungen drastisch reduzieren können. Im Anschluss sollen dann die mittelfristigen Maßnahmen bis zum Jahr 2030 sowie die langfristigen Maßnahmen nach 2030 beschlossen werden.
In den kommenden Monaten und Jahren werden bei den IMO-Verhandlungen die Weichen dafür gestellt, ob und welche wirksamen Maßnahmen zum Klimaschutz in der Seeschifffahrt ergriffen werden. Deutschland spielt hier als wichtiges EU-Mitglied und als große Schifffahrtsnation mit der weltgrößten Containerflotte eine tragende Rolle, um wirksamen Klimaschutz auch auf See voranzubringen.
Für das Treffen der Arbeitsgruppe zum Klimaschutz der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (Intersessional Working Group on Greenhouse Gases ISWG GHG) am 11. November 2019 hat Deutschland zusammen mit Spanien und Dänemark einen Vorschlag eingebracht, der Effizienzmaßnahmen anhand des verbrauchten Treibstoffs bemisst. Der Vorschlag wird vom NABU begrüßt, da er sich nicht in einzelnen technischen, schwer kontrollierbaren Minderungsmaßnahmen verliert, wie andere Vorschläge es tun, sondern dem Klimaschutz in der Schifffahrt zielorientierte Vorgaben macht.

Diese Pressemitteilung findet ihr beim NABU.

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