Pressemitteilung, 27.04.2023, NABU
Leerstellen der Befahrensverordnung gefährden Weltnaturerbe Wattenmeer
Berlin – Das Bundesverkehrsministerium hat heute neue Befahrensregeln für alle Schiffe und Sportler auf See für die drei Wattenmeer-Nationalparks bekanntgegeben. Die aktuell geltenden sind seit 1992 unverändert in Kraft. Daher begrüßt der NABU die Novellierung der Nordsee-Befahrensverordnung (NordSBefV) grundsätzlich, sieht in der Ausgestaltung allerdings noch zahlreiche Leerstellen.
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Es ist gut, dass der Bundesverkehrsminister der Novellierung zugestimmt hat. Doch der Naturschutz ist dabei zum Beiwerk verkommen. Wirtschaftliche Interessen stehen – wie so oft – im Vordergrund, obwohl der Schutz unseres Weltnaturerbe Wattenmeer nicht verhandelbar sein darf.“
Die Novellierung der Befahrensregeln kommt mehr als 20 Jahre zu spät – aber führt jetzt zu mehr Rechtssicherheit. Außerdem werden die Schutzzonen der Nationalparks und auch das Walschutzgebiet vor Sylt – eine der Kinderstuben des Schweinswals – künftig in den amtlichen Seekarten dargestellt und sind so für jedermann sichtbar. Geschwindigkeiten werden ab jetzt über Grund gemessen, statt im Wasser. So lassen sich Verstöße leichter feststellen, doch die Umsetzung der komplizierten Regelungen wird eine Herausforderung bleiben.
Besonders schwerwiegend ist jedoch, dass zu viele Schnellfahrkorridore ausgewiesen wurden und Flächen für Kiter in ohnehin schon belasteten Gebieten weiter vergrößert wurden. Gleichzeitig gibt es künftig keine Einschränkungen mehr zum Befahren der besonders sensiblen Gebiete im Nationalpark bei Niedrigwasser. Die Folge: Wattenmeervögel verlieren an Lebensraum, der Unterwasserlärm und Störungen von Vögeln, Seehunden, Kegelrobben und Schweinswalen nehmen zu. Zudem sind besondere Ausnahmeregelungen für den dauerhaften Einsatz von Schnellfähren einzelner Reedereien nicht kompatibel mit dem hohen Schutzstatus des Wattenmeers.
Jeder soll den Nationalpark Wattenmeer erleben dürfen. Der NABU appelliert an alle Wattenmeer-Fans, Sportbootfahrer, Reeder und Kiter, wertschätzend und respektvoll mit diesem Juwel umzugehen.
Diese Pressemitteilung findet ihr beim NABU.
Das Bild zeigt die Insel Neuwerk von oben, mitten im nordfriesische Wattenmeer.
Im November 2022 fand die 14. trilaterale Wattenmeer-Konferenz statt. Dänische, deutsche und niederländische NGOs forderten ehrgeizige Maßnahmen zum Schutz des Wattenmeers und warnten vor einer Industrialisierung der Nordsee.