Kelpwälder. Wer weiß, dass es sie gibt? Diese Wälder unter Wasser. Wir schauen auf die Meeresoberfläche, spiegelglatt liegt sie da, selbstvergessen. Undurchschaubar. Das Sonnenlicht spielt auf ihr.
Wind kommt auf. Kräuselt in leichten Wellen das noch stille Blau. Warten auf den Sturm. Er rollt heran, die Wellen bäumen sich auf und überschlagen sich, Gischt tanzt auf ihren Kronen, das Blau wirft sich in all seinen Nuancen in das Heulen des Windes.
Unser Blick schweift in die Weite. Aber nicht in die Tiefe. In der Tiefe sind wir blind und taub.
Wir ahnen nicht, dass diese Wetter auch in der Tiefe wirken.
In den Wäldern, die wir nicht sehen. Die sich lichtdurchflutet in den Strömungen des Sommers wiegen. Die wild zerrissen den Herbst- und Winterstürmen trotzen.
Wir kennen unsere Jahreszeiten. Wir stehen am Ufer, halten das Gesicht in das prickelnde Sommerlicht.
Wir stehen am Strand, in den tosenden Wind gebeugt, den Winterkragen fest ans Kinn gezogen.
Und wir wissen nichts von den Wäldern, die unsere Jahreszeiten mit uns teilen.
Wir schauen über die Küste und sehen sie nicht. Die Zwillinge unserer Wälder. Die Wälder, die wir kennen, die an Land, haben hier unter der Wasseroberfläche ihre Geschwister.
Unsichtbar unter unseren Surfbrettern, unsichtbar unter unseren Schwimmbewegungen, unsichtbar für unseren schweifenden Blick zum Horizont.
Wir schauen und schauen und schauen. Und weil wir nichts wissen, sehen wir nichts.
Daher hat der Freediver Matt Biggs sich aufgemacht, sie uns mit den Augen seiner Kamera zu zeigen: ein Jahr lang ist er in den Kelpwäldern vor Cornwall getaucht, zu allen vier Jahreszeiten. Er zeigt sie uns ohne Worte und uns ist, als ob sich die Wälder dieser Welt verdoppelt hätten.
Dieser Beitrag und unsere anderen Reflexionen stammen ursprünglich von unserem Instagram Kanal @deepwave_ocean_org.